Verschiedene Qualifikationsmodelle für Medizinische Fachangestellte in Hausarztpraxen wurden in den letzten Jahren konzipiert und umgesetzt. Das Qualifikationskonzept der VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) ist in Baden-Württemberg verbreitet, da es im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) seit 2008 finanziell honoriert wird. Dabei ist die konkrete Realisierung den Praxen weitestgehend freigestellt. Im Rahmen der Evaluation der HzV in BadenWürttemberg befragten wir VERAH und Ärzte, wie sie das Delegationskonzept konkret umsetzen und welche Praxisfaktoren fördernd bzw. hemmend wirken. Mit leitfadengestützten Telefoninterviews wurden VERAH und Hausärzte befragt. Der Interviewleitfaden entstand auf Basis früherer Evaluationsergebnisse. Die Auswertung der transkribierten Interviews folgte der Methode der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz mit dem Auswertungsprogramm MAXQDA11. Interviews erfolgten im März/April 2015 mit 26 VERAH (Ø 27 Min.) und 11 Hausärzten (Ø 16 Min.). Es zeigte sich, dass VERAH vorwiegend (Routine-) Hausbesuche durchführten sowie Filterfunktionen (Bewertung der medizinischen Notwendigkeit) und vorbereitende Tätigkeiten übernahmen. Innerhalb des Praxisteams wurden die personelle Ausstattung und die der VERAH zur Verfügung stehende Zeit als besonders relevant berichtet. Waren diese ausreichend vorhanden, war es förderlich; fehlten sie, hemmte es die Implementierung. Bestimmte Tätigkeiten werden an VERAH übertragen, vor allem Routine-Hausbesuche. Die Ärzte erfahren dadurch eine (zeitliche) Entlastung. Ein Großteil der Faktoren, die eine Implementierung fördern, kann durch das Praxisteam selbst beeinflusst werden. Bei der Planung zukünftiger innovativer Versorgungsmodelle muss die Rolle aller nichtärztlichen Praxismitarbeiter von Beginn an mit geplant werden, damit positive Effekte (z.B. mehr Zeit für ärztliches Personal am Patienten) zum Tragen kommen können.
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