Kurz- und mittelfristige Wirksamkeit einer störungsspezifischen primären und sekundären Prävention von komorbider Depressivität bei chronischen Rückenschmerzen

Zusammenfassung Einleitung Aufgrund der hohen Komorbiditätsraten von psychischen Störungen bei chronischen Rückenschmerzen wurde ein störungsspezifisches Training zur Schmerzkompetenz und Depressionsprävention für die stationäre verhaltensmedizinisch orthopädische Rehabilitation entwickelt und evaluiert. Dabei wurden die Depressivität und Ängstlichkeit sowie schmerzbezogene Parameter untersucht. Methode In den per protocol-Analysen wurden mit den Daten von n=723 Rehabilitanden Regressionsanalysen zur Evaluation des Trainings durchgeführt. Die intraindividuellen Veränderungen wurden mit Cohens d basierend auf Varianzanalysen mit Messwiederholung quantifiziert. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen wurden mit n=1306 multipel imputierten Daten validiert. Ergebnisse Die Rehabilitanden profitierten in allen Kennwerten kurz- und mittelfristig (6 Monate nach der Intervention) von der Rehabilitation sowohl mit als auch ohne zusätzliches Depressionspräventionstraining. Dabei war die Depressivität zu Rehabilitationsbeginn ein signifikanter Prädiktor für alle betrachteten Kriterien und das Depressionspräventionstraining konnte die geringste Schmerzintensität zu Rehabilitationsende unabhängig von der Depressivität zu Rehabilitationsbeginn reduzieren. Die Ergebnisse wurden durch die Analysen nach multipler Imputation bestätigt. Besonders in der Depressivität und Ängstlichkeit kam es in den ersten Monaten nach der Rehabilitation jedoch zu einem Rückgang der erzielten Verbesserungen. Diskussion Die Ergebnisse untermauern den Einfluss der Depressivität auf die psychologischen und schmerzbezogenen Kennwerte. Dies spricht für die Relevanz der frühzeitigen Behandlung der depressiven Symptome. Allerdings zeigte das ergänzende Depressionspräventionstraining im Rahmen der stationären Rehabilitation keinen zusätzlichen Effekt, was auf die großen Effektstärken des alleinigen Schmerzkompetenztrainings zurückzuführen sein könnte. Zudem sollten die erzielten Verbesserungen durch geeignete Nachsorgemaßnahmen stabilisiert werden, da rückläufige Effekte 6 Monate nach der Rehabilitation zu verzeichnen waren.

[1]  J. Höder Psychologie in der medizinischen Rehabilitation. Ein Lehr- und Praxishandbuch , 2017, Die Rehabilitation.

[2]  P. Hampel,et al.  Debora – Trainingsmanual Rückenschmerzkompetenz und Depressionsprävention , 2017 .

[3]  P. Hampel,et al.  Psychological Aspects in the Treatment of Chronic Low Back Pain in Germany: A Review. , 2016, Die Rehabilitation.

[4]  G. Crombez,et al.  The fear-avoidance model of pain. , 2016, Pain.

[5]  H. Baumeister,et al.  Epidemiologie psychischer Störungen bei chronisch körperlich Kranken , 2016, Psychotherapie im Dialog.

[6]  K. Refshauge,et al.  Symptoms of depression as a prognostic factor for low back pain: a systematic review. , 2016, The spine journal : official journal of the North American Spine Society.

[7]  B. Schwarz Exploration von Problemlagen in der orthopädischen Rehabilitation der gesetzlichen Rentenversicherung zur Optimierung der Zuweisungs- und Behandlungsadäquanz , 2015, Die Rehabilitation.

[8]  K. Pfeifer,et al.  Long-Term Effects of Interprofessional Biopsychosocial Rehabilitation for Adults with Chronic Non-Specific Low Back Pain: A Multicentre, Quasi-Experimental Study , 2015, PloS one.

[9]  R. Ostelo,et al.  Multidisciplinary biopsychosocial rehabilitation for chronic low back pain: Cochrane systematic review and meta-analysis , 2015, BMJ : British Medical Journal.

[10]  P. Hampel,et al.  Cognitive-behavioral management training of depressive symptoms among inpatient orthopedic patients with chronic low back pain and depressive symptoms: A 2-year longitudinal study. , 2015, Journal of back and musculoskeletal rehabilitation.

[11]  K. Spyra,et al.  Zur Relevanz psychischer Komorbiditäten bei chronischem Rückenschmerz: Häufigkeitsbild, Erwerbsminderungsrenten und Reha-Nachsorge im Zeitverlauf der Reha-Kohorten 2002–2009 , 2014, Die Rehabilitation.

[12]  U. Kaiser,et al.  Multimodale Schmerztherapie für die Behandlung chronischer Schmerzsyndrome , 2014, Der Schmerz.

[13]  L. Tlach,et al.  Langfristige Effekte einer kognitiv-behavioralen Intervention auf die Schmerzverarbeitung in der stationären orthopädischen Rehabilitation von chronisch unspezifischem Rückenschmerz und Depressivität , 2014, Psychotherapie - Psychosomatik - Medizinische Psychologie.

[14]  J. Goesling,et al.  Pain and Depression: An Integrative Review of Neurobiological and Psychological Factors , 2013, Current Psychiatry Reports.

[15]  O. Mittag,et al.  Entwicklung von Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der Rehabilitation von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen: Methoden und Ergebnisse , 2013 .

[16]  G. Glaeske,et al.  Versorgungskosten von Rückenschmerzen und die Bedeutung der Schmerzchronifizierung – Ergebnisse einer GKV-Routinedatenanalyse , 2012 .

[17]  M. Hautzinger,et al.  Allgemeine Depressionsskala (ADS) , 2012 .

[18]  P. Watson,et al.  Early Identification and Management of Psychological Risk Factors (“Yellow Flags”) in Patients With Low Back Pain: A Reappraisal , 2011, Physical Therapy.

[19]  P. Hampel,et al.  Long-term effects of a cognitive-behavioral training program for the management of depressive symptoms among patients in orthopedic inpatient rehabilitation of chronic low back pain: a 2-year follow-up , 2011, European Spine Journal.

[20]  P. Hampel,et al.  Effects of gender and cognitive-behavioral management of depressive symptoms on rehabilitation outcome among inpatient orthopedic patients with chronic low back pain: a 1 year longitudinal study , 2009, European Spine Journal.

[21]  D. Irnich,et al.  [Multimodal pain therapy: principles and indications]. , 2009, Schmerz.

[22]  E. Fikentscher,et al.  [Efficacy of psychological interventions on pain coping strategies in orthopedic rehabilitation of chronic low back pain]. , 2008, PPmP. Psychotherapie, Psychosomatik, medizinische Psychologie.

[23]  H. Raspe,et al.  Zur Wirksamkeit von stationärer medizinischer Rehabilitation in Deutschland bei chronischen Rückenschmerzen: Aktualisierung und methodenkritische Diskussion einer Literaturübersicht , 2005 .

[24]  A. Hüppe,et al.  [Efficacy of inpatient rehabilitation for chronic back pain in Germany: a systematic review 1980-2001]. , 2003, Die Rehabilitation.

[25]  A. Field,et al.  A Systematic Review of Psychological Factors as Predictors of Chronicity/Disability in Prospective Cohorts of Low Back Pain , 2002, Spine.

[26]  S J Linton,et al.  A review of psychological risk factors in back and neck pain. , 2000, Spine.