Die Bedeutung der Szintigraphie für die Diagnostik der Nierentuberkulose

Die Nierentuberkulose ist trotz verbesserter diagnostischer Methoden und moderner tuberkulostatischer Behandlung der primären und postprimären Tuberkulosemanifestationenin den letz ten Jahren nicht im erwarteten Maße zurückgegangen (1,2,4). Neumann (9) berichtete 1965, daß sich bei den Neuerkrankungen das Verhältnis der pulmonalen Erkrankungsformen zugunsten der extrapulmonalen zu verschieben scheint. Die Nierentuberkulose ist von den Organtuberkulosen eine relativ häufige Affektion (1, 7, 8, ii). Die Erkrankung kommt in jedem Alter vor, befällt aber am häufigsten das 3. und 4. Jahrzehnt, wie aus den Statistiken von Ljunggren und Wildbolz (8, 18) hervorgeht. Das männliche und weibliche Geschlecht sind etwa gleich häufig betroffen. Die Prognose für das männliche Geschlecht Ist wegen des leichteren CJbergreifens der Tuberkulose auf die Genitalorgane ungünstiger. Hinsichtlich der Pathogenese gilt heute die Anschauung, daß die Nierentuberkulose als Folge einer hämatogenen Streuung eines meist in der Lunge lokalisierten Primärkomplexes anzusehen ist. Es werden also primär beide Nieren gleichzeitig infiziert, in Form miliarer Herde in der Nierenrinde. Diese Herde besitzen eine große Ausheilungstendenz, können aber auch nach Latenzzeiten von 8-10 Jahren als eine destruierende Tuberkulose klinisch manifest werden, die langjähriger konservativer, eventuell auch operativer Behandlung bedürfen. Der spezifische Prozeß kann in beiden Nieren unterschiedliches Verhalten zeigen. Er kann in einer Niere ausheilen oder erst später in das kavernös-ulzeröse Stadium mit Progredienz übergehen, was insbesondere für die operative Therapie von entscheidender Bedeutung ist. Das Ziel der Diagnostik ist die Erkennung der Tuberkulose zu einem Zeitpunkt, an dem sie durch die verfügbaren Behandlungsmaßnahmen geheilt werden kann.