Sozialpolitik und soziale Dienste: Entwurf einer Theorie personenbezogener Dienstleistungen *

Der Wandel sozialpolitischer Aufgaben hat zu einer zunehmenden Soziologisierung sozialpolitischer Praxis beigetragen. Im vorliegenden Beitrag geht es um die Begrundung und theoretische Ausarbeitung dieser These. Behauptet wird eine wachsende Kongruenz praktischer und soziologischer Definitionen gesellschaftlicher Probleme, eine Kongruenz, von der wir annehmen, das sie strukturell bedingt ist. Zwar ist der Soziologe — anders als der Nationalokonom — heute noch nicht in der Lage, auf eine eigenstandige und ausgearbeitete Theorie der Sozialpolitik zuruckzugreifen, eine „eigenstandige“ Theorie ware vermutlich auch gar nicht sinnvoll und wunschbar; dennoch stehen wir hier, hinsichtlich ausgearbeiteter Theoriestucke mit mehr als nur leeren Handen da. Eine Theorie personenbezogener Dienstleistungen, wie wir sie im folgenden zu umreisen suchen, hatte u. E. insbesondere drei Vorzuge: Zum einen erlaubt sie eine Verknupfung makroanalytischer und mikroanalytischer Uberlegungen; zum zweiten gewahrleistet ihr Anknupfen an Einsichten der Wirtschaftsstatistik und der Dienstleistungsokonomie eine direkte Verbindung zur Wirtschaftswissenschaft und damit zur im Felde der Sozialpolitik bisher wichtigsten Nachbardisziplin; zum dritten schlieslich ermoglicht der hier vorgetragene Ansatz eine kritisch-integrative Aufarbeitung bereits vorhandener, bislang noch meist unverbunden nebeneinanderher existierender Bindestrichsoziologien und der dort geleisteten historischen und empirischen Forschungen. Und er vermag seinerseits — so hoffen wir — neue historische oder empirische Forschungen anzuregen.