Techniken und Einsatzszenarien für Podcasts in der universitären Lehre

Lernmaterialien, die in Form von Audioformaten verbreitet werden, eröffnen neue Potentiale für das E-Learning. Die Materialen können ortsunabhängig und mit preiswerten Endgeräten genutzt werden. Darüber hinaus können derartige Medien mit klassischen Formen des orstunabhängigen Lernens wie Skripten oder Lehrbüchern kombiniert werden. Dieser Beitrag beschreibt die Produktion von Podcasts als einer für die Hochschullehre besonders geeigneten Form audiobasierter Lernmedien und diskutiert verschiedene Einsatzszenarien dieses Mediums in der Lehre. 1 Neue Perspektiven für das E-Learning E-Learning ohne einen Desktop Computer oder zumindest ein Notebook galt lange Zeit als unmöglich. Mit der Einführung mobiler Abspielgeräte wie MP3-Player, PDAs und multimediafähiger Handys scheint sich dieses Paradigma aufzulösen. Auch für die universitäre Lehre ergeben sich damit neue Einsatzmöglichkeiten, die gerade bei jungen Leuten auf Interesse stößt. Das Lernen verlässt, bildlich gesprochen, den Hörsaal und erobert die Straße als neuen Lernraum. Podcasts nehmen bei dieser Veränderung eine zentrale Rolle ein. Ziel dieses Artikels ist es, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie Podcasts in der universitären Lehre sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei wird von Erfahrungen ausgegangen, die mit dem Betrieb von Podcasts an der Fachhochschule Osnabrück und an der Universität Osnabrück gesammelt wurden. Es wird nicht nur die Technik beschrieben. Auch das didaktische und organisatorische Know-How wird dargestellt, das bei der Einführung von Podcasts gewonnen wurde. Um eine Grundlage für den Einsatz von Podcasts in der universitären Lehre zu erarbeiten, werden in diesem Beitrag zunächst die aktuellen technischen Möglichkeiten die durch das Medium geboten werden dargestellt. Im Anschluss daran wird eine Produktionskette vorgestellt, die die Erstellung von Podcasts aus universitären Vorlesungen mit integrierten Folien automatisch vollzieht. Durch dieses Vorgehen und den damit verbundenen hohen Grad an Automatisierung wird die zusätzliche Arbeitsbelastung für die Dozenten gering gehalten. Dieses ist ein zentraler Faktor bei der Etablierung dieser Technologie in den Hochschulalltag. Daran anschließend wird betrachtet, wie Podcasts in die universitäre Lehre sinnvoll zu integrieren sind und welche Punkte es dabei zu beachten gibt. Abschließend werden verschiedene didaktische Szenarien zum Einsatz des Mediums diskutiert. Dabei wird herausgestellt, welche Fragestellungen und Probleme sich aus dem jeweiligen Einsatzszenario ergeben. Zum Schluss wird eine Vorgehensweise beschrieben, wie der Einsatz von Podcasts in der Hochschule etabliert werden kann. 2 Podcast Technologie Podcasts sind eine neue Nutzungsform, die im Rahmen der so genannten „Social Software“ und des Schlagwortes Web 2.0 diskutiert werden. Gemeinsam ist diesen Entwicklungen, dass sie nicht die technischen Innovationen fokussieren, sondern die aktive Beteiligung der Benutzer in den Vordergrund stellen. Sowohl Hobbyanwendern als auch professionellen Radiomachern erlaubt die Podcast-Technologie ohne viel Aufwand eigene Radiosendungen zu produzieren und über das Internet zur Verfügung zu stellen. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass es keine festen Zeitpunkte für die Übertragungen geben muss. Hörer können sich aussuchen, wann sie die Sendung hören. Anwender erhalten die Episoden (Podcast Inhalte) über ein einmaliges abonnieren der Sendung automatisch über das Internet. Die neuesten Beiträge werden beim Endanwender angezeigt und im Sinne eines Abonnements automatisch heruntergeladen. In [KMM06] wird ein typisches Podcastszenario dargestellt und erläutert. Technisch ist dieses Verfahren nicht besonders aufwendig. Aber gerade bezüglich der Motivation der Studierenden macht es einen großen Unterschied, da der Benutzer nicht immer wieder neu nach Informationen im Netz suchen muss. Eine weitere Unterscheidung besteht darin, dass sich über das Medium Podcast, wie in den folgenden Abschnitten beschrieben, die reinen Audioinformationen mit weiteren Inhalten leicht anreichern lassen. Podcasts lassen sich somit in einen Medienverbund integrieren, der zudem Blogs, Wikis und andere Internet-Dienste umfasst. Aus dieser Kombination ergeben sich eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten, die auch für die Hochullehre interessant sind. 2.1 Welche Geräte und Plattformen unterstützen Podcasts Der Begriff Podcast ist eine Kombination aus den Worten „broadcast” und dem Namen des beliebten Audioabspielgerätes „iPod” der Firma Apple Computer. Die Bezeichnung „Podcast“ kann zu Mißverständnissen führen, da fälschlicherweise angenommen wird, dass zum Hören eines Podcasts zwingend ein „iPod” benötigt wird. Tatsächlich lassen sich Podcasts aber mit einer Vielzahl von Geräten abspielen. Um einen Podcast zu abonnieren wird eine Podcast Client Software benötigt. Diese stehen für alle gängigen Computer Plattformen zur Verfügung (Windows, Linux, Apple etc.). Die verbreitetste Podcast Software (Podcast Client, Podcatcher) ist derzeit iTunes. Diese Software wird von der Firma Apple Computer vertrieben und ist für die Plattformen Windows und Apple kostenfrei erhältlich. Neben iTunes gibt es aber noch eine Vielzahl von freien und kommerziellen Podcast-Clients (Nimiq, iPodder, Juice etc.). Eine Reihe von mobile Endgeräten können Podcasts abspielen: Die „einfache“ Podcast Variante, der Podcast besteht lediglich aus einer MP3-Datei, wird von allen gängigen tragbaren MP3-Player abgespielt. Auch auf multimediafähigen Handys lassen sich die Sendungen hören. Um Podcasts zu nutzen, müssen in den meisten Fällen keine neuen Geräte angeschafft werden, sondern es kann auf bereits vorhandene Geräte zurückgegriffen werden. Der Podcatcher ermöglicht es dem Anwender, nicht nur bestimmte Sendungen zu abonnieren, sondern erledigt das automatisierte Herunterladen der neuesten Episoden auf die Endgeräte [KMM06]. 2.1.1 Enhanced Podcast Beim „Enhanced Podcast“ werden die Audiodateien mit weiteren Informationen angereichert. Bilder und weiterführende Internetlinks werden an bestimmten Stellen der Sendung angezeigt. Die Audiodatei wird so um nützliche Zusatzinformationen erweitert. Die Sendung wird in thematisch zusammengehörende Sequenzen eingeteilt, die der Hörer gezielt anwählen kann. Gerade wenn es sich um längere Audiodateien handelt, ist diese Gliederung besonders sinnvoll, weil nicht die gesamte Sendung gehört werden muss, sondern gezielt an eine relevante Stelle gesprungen werden kann. Enhanced Podcasts bieten demnach die Möglichkeit, eine Sendung vergleichbar dem Inhaltsverzeichnis eines Buches zu gliedern. Zudem bietet die Verlinkung mit Internetseiten die Möglichkeit, weitere Zusatzinformationen z.B. über den Autor, den Inhalt der Sendung oder über Feedback Möglichkeiten in Blogs, Wikis oder Foren im Netz zu hinterlegen. Durch die Kombination der Enhanced Podcast von Audiomaterial mit zusätzlichen Informationen eignen sich diese besonders auch für den Einsatz im ELearning, dessen Nutzbarkeit damit auch auf mobile Endgeräte ausgedehnt wird.