Exposition in-vivo bei sozialen Ängsten und Defiziten
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Einleitend werden eine Operationalisierung von sozialen Angsten und Defiziten sowie der gegenwartige Literaturstand dargestellt. Anschlieβend wird die Ubertragung des Modells der Exposition in-vivo auf diese Diagnosegruppe abgeleitet. Die empirische Uberprufung dieses Vorgehens (als Einzel- und Gruppentherapie) im Vergleich zum herkommlichen Training sozialer Kompetenz (insgesamt 78 Patienten) ergab, daβ alle Verfahren klinisch und statistisch hoch signifikante Verbesserungen im Langzeitverlauf erbrachten, mit der Tendenz einer Uberlegenheit der Exposition in-vivo als Gruppentherapie bei sozial defizitaren Patienten. Die Erfassung von prognostischen Variablen bei Miβerfolgspatienten ergab, daβ diese vor der Therapie nicht nur eine hohere Gestortheit im Hauptproblembereich (soziale Phobie) zeigten, sondern auch sozial isolierter waren (kein Partner), eine hohere Generalisierung der Angst zeigten (z.B. Agoraphobie), sich im Atag durch die sozialen Angste/Defizite starker eingeschrankt fuhlten (Behinderung) und deshalb bereits erhebliche Sekundarsymptomatik entwickelt hatten (Depression). Auβerdem hatten diese Patienten einen langeren Krankheitsverlauf mit haufigeren Arzt-/Psychotherapeutenkontakten und eine langere Latenzzeit zwischen Erstauftreten ihrer Storung und erstem Verhaltenstherapiekontakt. Zusammenfassend laβt sich feststellen, daβ Exposition in-vivo bei sozialen Angsten/Defiziten eine wertvolle Erweiterung unserer therapeutischen Methoden bei dieser Storung darstellt. Wie bei anderen Storungen erfordert Exposition in-vivo eine spezifische Motivation und Risikobereitschaft seitens der Patienten sowie eine besondere Vertrauensbeziehung zum Therapeuten. Eine mogliche Erweiterung dieses Modells auf eine patientengeleitete Selbstexposition – wie bei Agoraphobie und Zwangen – bedarf noch einer experimentellen Uberprufung.