1.
Bienen aus dem gleichen Volk beenden abends ihre Sammeltatigkeit an einem vom Stock entfernt gelegenen Futterplatz (660 m, 1000 m, 3875 m) fruher als an einem nah gelegenen (25 m, 50 m).
2.
Bienen fliegen morgens den Futterplatz bei einem geringeren Beleuchtungsgrad (Lux) an, verglichen mit jenem, bei dem sie abends in den Stock zuruckkehren. Sie sammeln teilweise schon unter 1 Lux.
3.
Bienen kalkulieren in der Morgen- bzw. Abenddammerung die Zu- und Abnahme der Lichthelligkeit zeitgerecht und quantitativ richtig ein.
4.
Die genaue Kalkulation der Helligkeitszunahme bzw. -abnahme wird innerhalb weniger Tage erlernt.
5.
Die Temperatur sowie die Quantitat und die Qualitat des Futters beeinflussen die Dauer der Sammeltatigkeit wahrend der Dammerung.
6.
Bienen mit drei, zwei und einem geblendeten Ocellus beenden abends fruher ihre Sammeltatigkeit als Normalbienen und beginnen sie in der Morgendammerung spater.
7.
Der fur den ersten bzw. letzten Sammelflug erforderliche Helligkeitsgrad steigt gegenuber dem von normalen Sammlerinnen bei Bienen, denen ein Ocellus geblendet wurde, um das 2fache, bei zwei geblendeten Ocellen um das 3,3fache und bei Ausschaltung aller Ocellen um das 4,5fache.
8.
Werden verdunnte Zuckerlosungen geboten, so beenden ocellengeblendete Bienen wie normale Bienen fruher ihre Sammeltatigkeit.
9.
Die Sammelfrequenz — Sammelfluge pro Stunde — ist zwischen normalen und ocellengeblendeten Bienen weder tagsuber noch abends, nicht einmal in der letzten Sammelstunde (vom jeweils letzten Sammelflug zuruckgerechnet) verschieden. Dabei ist es gleichgultig, ob an einem nahen Platz (50 Meter) oder an einem entfernt gelegenen Platz (660 Meter und 1000 Meter) gesammelt wird.
10.
Zwischen den Fluggeschwindigkeiten von normalen und ocellengeblendeten Bienen sind weder bei Hinflugen zum Futterplatz noch bei Ruckflugen zum Stock Unterschiede festzustellen. Mitwind, Gegenwind und Seitenwind werden von beiden Gruppen gleichartig kompensiert.
11.
Die Tanzfrequenzen (Schwanzellaufe/15sec) der ocellengeblendeten Bienen unterscheiden sich nicht von denen normaler Bienen.
12.
Die Laufgeschwindigkeiten gegen eine Lichtquelle mit unterschiedlich absoluter Intensitat sind bei ocellengeblendeten und normalen Bienen innerhalb eines Bereiches von 0,96 bis 9845 Lux nicht verschieden.
13.
Wahlversuche zwischen zwei Lichtquellen mit geringem Intensitatsunterschied zeigen, das Bienen mit drei geblendeten Ocellen fur ihren phototaktischen Lauf in einem Intensitatsbereich unterhalb 1 Lux einen 8fachen Intensitatsunterschied (0,1 Lux gegen 0,8 Lux) benotigen, um die hellere Lichtquelle sicherbar zu wahlen. Normalbienen benotigen nur den 2fachen, Bienen mit einem bzw. zwei geblendeten Ocellen den 4fachen bzw. den 6fachen Intensitatsunterschied. In hoheren absoluten Intensitatsbereichen sind die zur gesicherten Wahl der helleren Lichtquelle benotigten Intensitatsunterschiede fur alle Gruppen geringer.
14.
Die Schwellenintensitaten, die noch einen phototaktischen Lauf auslosen, liegen fur total ocellengeblendete Bienen bei 0,1 Lux, fur Normalbienen aber unter 0,03 Lux; fur teilweise ocellengeblendete Bienen liegen sie zwischen diesen Intensitaten.
15.
Ein Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der absoluten Beleuchtungsstarke (bzw. deren Anderung) durch die Ocellen im Freien und deren Verwendung als Zeitgeber fur eine Zeitdressur konnten nicht festgestellt werden. Ocellengeblendete Bienen hielten sich, mit den gleichen Abweichungen wie Normalbienen an die Dressurzeit.
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