Ein Modernisierungsschub
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Gibt es Strafwürdigeres als Verrat? Laut Dante steckt auf dem Grunde des neunten, des allertiefsten Infernos im ewigen Eis der Gottesverräter Luzifer. Mit seinen drei Mäulern zermalmt er je einen der drei Erzverräter (Judas, Brutus und Cassius). Schlimmere Strafen hat Dante bei seiner Fahrt durch das Inferno nicht vorgefunden. Für ihn ist – möglicherweise auf Grund eigener Erfahrungen – der Verrat die übelste aller Sünden. Aber nicht nur für Dante ist das so. Verräter kommen auch sonst in der Achtung der Menschen schlecht weg. Verrat trifft die verratene Gesellschaft ins Mark. Der Verräter stellt sich außerhalb seiner Gemeinschaft. Er findet auch nicht – wie z.B. der Spion – anderswo Unterkommen. Er ist isoliert und vogelfrei (d.h. unbeerdigt den Vögeln zum Fraß verblieben), allen anderen zur Abschreckung. Der Erzverräter Judas z.B. hatte sich mit den Hohenpriestern und Ältesten gemein gemacht und Jesus verraten. Am Tage danach bereute er es (Matth.27, 3,4). Nun suchte er die Gesellschaft seiner Kontaktleute. Sie wiesen ihn zurück. Er warf daraufhin seinen Verräterlohn in den Tempel und erhängte sich (in die Vogelfreiheit). Auch schwächere Formen von Verrat – Anzeige, Denunziation, Intrige etc. – stehen negativ im Kurs. Sie haben mit dem Erzverrat gemein, dass sie von niemandem geschätzt werden, selbst nicht von denen, die daraus Vorteile ziehen. Verräter bleiben oft anonym. Das bewahrt sie vor Nachteilen. Nichtsdestoweniger gilt ein anonymer Verrat allein schon, weil der Verräter straflos bleibt, als besonders verwerflich. Doch rechnet der Mensch zumeist nicht mit Verrat. Eine Gesellschaft geht davon aus, dass sich ihre Mitglieder loyal verhalten. Das gilt auch für das Loyalitätsverhältnis von Arbeitnehmer zu Arbeitgeber und umgekehrt. Das führt zum Thema: Nach einigen amerikanischen Finanzskandalen zu Beginn dieses Jahrzehnts – etwa bei Enron oder Worldcom – verabschiedete der US-Con-