Bologna-konforme Master-Studienangebote für den Bibliotheksbereich in Deutschland: Aktuelle Entwicklungen in Leipzig und Potsdam
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The paper gives an overview on Master programs in Germany qualifying for the Library sector. It shows their genesis and current availability. A structural analysis explains differences and similarities at different universities. Mit der Erklärung der Bildungsminister von 29 europäischen Staaten im Juni 1999 in Bologna wurde eine grundlegende Veränderung der hochschulbasierten Qualifizierungswege ausgelöst. Sie kam den Reformbemühungen in Deutschland um die Qualifizierung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren für Leitungsfunktionen durchaus entgegen und verstärkte den Impuls, die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen der verwaltungsinternen Ausbildung wissenschaftlicher Bibliothekare in Form des Referendariats im Interesse einer inhaltlichen Modernisierung und Perspektivenerweiterung in Frage zu stellen. So hatten sich z.B. Bildungsbehörden und -politik des Landes Nordrhein-Westfalen schon zuvor für eine entsprechende Strukturveränderung in einem Erlass aus dem Jahr 1997 stark gemacht. Der Widerstand bibliothekarischer Organisationen und Strukturen im eigenen Bundesland und darüber hinaus war jedoch beträchtlich. Der Erlass sah vor, die Qualifizierung nicht mehr als verwaltungsinterne Ausbildung im Beamtenverhältnis auf Probe weiter zu führen. Stattdessen sollte sie in die wissenschaftliche Lehrautonomie des damaligen Fachbereichs Bibliotheksund Informationswesen an der Fachhochschule Köln übergeben werden, um sie der allein auf das aktuelle Tätigkeitsprofil fokussierenden Einflussnahme im Rahmen einer verwaltungsinternen Ausbildung zu entziehen und zu sie zu modernisieren. Nur von wenigen wurde als eine inhaltliche Chance für den Berufsstand angesehen, der mit einer inhaltlichen Öffnung auf Bedarf und thematische Schwerpunkte der Informationswirtschaft, wie sie z.B. ab 1997 für das Kölner Zusatzstudium Bibliotheksund Informationswissenschaft geplant war, neue Impulse erfahren so http://www.fbi.fh-koeln.de/studium/reform dies llte (vgl. /konzepte.pdf). Welch heftige Widerstände und scharfe Polemiken durch dieses Ansinnen ausgelöst wurden, lässt sich an den konfrontativ geprägten, publizierten Äußerungen zu den vom damals zuständigen Ministerium für Wissenschaft und Forschung NordrheinWestfalen gestützten Plänen der FH Köln bezüglich einer Umstellung der traditionellen Referendarausbildung in ein Master-Studium nachvollziehen. In der zfbb_th_osswald_060408_ma-angebote.doc 6. April 2008 Oßwald: Bologna-konforme Master-Studienangebot für den Bibliotheksbereich Seite 2 von 12 zfbb_th_osswald_060408_ma-angebote.doc 6. April 2008 Diskussion waren dabei vorwiegend die inhaltlichen Modernisierungsbestrebungen sowie die beamtenpolitischen Implikationen der politisch gewollten Umstellung. Gleichzeitig wurde damit eine Kontroverse um die Aufgaben der wissenschaftlichen Bibliothekare im höheren Bibliotheksdienst ausgelöst, die die Vielfalt des sich ausdifferenzierenden Berufsbildes ebenso offenbarte wie die Uneinigkeit der beteiligten Akteure. Die Überführung der Qualifizierung von einer Ausbildung in ein Studium war hierbei insbesondere aus den o. g. Gründen umstritten. Das Beispiel Köln zeigte jedoch, dass die politisch prinzipiell beschlossene Einführung von Master-Studienangeboten bei der konkreten Umsetzung auf starken Widerstand der bibliothekarischen Verbände und Strukturen stieß. Außer für Köln kam eine Umstellung theoretisch auch für das Ausbildungsangebot der Bibliotheksschule in Frankfurt sowie für das der Bayerischen Bibliotheksschule in München in Frage. Bayern entschied sich für eine systemimmanente Reform des verwaltungsinternen Referendariats und gegen den Master. Das entsprechende Angebot in Frankfurt wurde mit der Schließung der Bibliotheksschule (September 2003) eingestellt. Für die Bundesländer, die bis dahin ihre Referendarinnen und Referendare nach Frankfurt, Köln und München entsandten, blieb – unter Beibehaltung des Ausbildungsverhältnisses im Vorbereitungsdienst – nur noch die Entsendung nach München oder eine – nach und nach vertraglich abgesicherte – Zusammenarbeit mit dem von der HU Berlin angebotenen Fernstudium (vgl. http://www.fbiw.hu-berlin.de/pgfb/ausbildungspartner/). Ungeachtet dieser Auseinandersetzungen in der westdeutschen Bibliotheksszene hatte nämlich das von starken Umwälzungen geprägte und in seiner Existenz gefährdete Institut für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin ein postgraduales Fernstudienangebot realisiert, das erstmalig zum Wintersemester 1995/96 angeboten wurde (http://www.fbiw.hu-berlin.de/pgfb/beschreibung/) und die bewährte DDR-Tradition von Fernstudienangeboten aufgriff. Deutlich später und unabhängig von diesen Entwicklungen um die Qualifizierung der wissenschaftlichen Bibliothekare haben dann die anderen, bislang in diesem Angebotssegment nicht aktiven Fachhochschulen bibliothekarische MasterStudienangebote realisiert, die insbesondere ihren eigenen Absolventinnen und Absolventen eine weitere akademische Qualifizierungsperspektive geben sollen (sog. konsekutive Master-Studienangebote). Im Gegensatz zu diesen entsprachen die in den 1990er Jahren entwickelten, ersten Master-Studiengänge für den Bibliotheksbereich (Berlin und Köln) noch nicht den erst im Nachgang zur Bologna-Konferenz von der Kultusministerkonferenz (KMK) und den Akkreditierungsorganisationen entwickelten Rahmenrichtlinien und Regularien, die heute für die Akkreditierung und Genehmigung von Master-Studiengängen zum Tragen kommen (z. B. bezüglich Studiendauer, Anzahl der erzielbaren Kreditpunkte, Nomenklatur der Studienelemente). Zum Teil sind diese Regularien – z.B. für berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge – auch im Jahre 2008 noch in der Ausdifferenzierung. Oßwald: Bologna-konforme Master-Studienangebot für den Bibliotheksbereich Seite 3 von 12 zfbb_th_osswald_060408_ma-angebote.doc 6. April 2008 Vor diesem Hintergrund werden folgende Etappen der Umstellung auf MasterStudienangebote im Bibliotheksund weiter verstandenen Informationsbereich in Deutschland erkennbar: 1. Einführung neuer Qualifizierungsangebote ab Mitte der 1990er Jahre bzw. Umstellung der verwaltungsinternen Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst auf Studienangebote mit Master-Studienabschluss: Humboldt Universität zu Berlin 1995/96 (zuerst Magister, dann Master of Arts), FH Köln 2002 (Master of Science). 2. Direkte Einführung von Bologna-konformen, bibliothekarischen MasterStudienangeboten ab 2006: z.B. FH Darmstadt 2006; Hochschule der Medien Stuttgart, 2006; FH Hannover 2006; Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg 2008. 3. Umstellung bestehender Master-Studienangebote auf Bologna-konforme und damit national und international akkreditierungsfähige MasterStudienangebote: Humboldt Universität zu Berlin (2007) und FH Köln (2009). Durch den Wandel und die Ausdifferenzierung im Aufgabenspektrum, das für herausgehobene Leitungsfunktionen in Bibliotheken und Informationseinrichtungen in den letzten Jahren erkennbar geworden ist, hat sich auch eine fachliche Ausdifferenzierung der Qualifizierungsziele und -inhalte ergeben. Dabei ist eine Basisorientierung am Kompetenzprofil des Fachreferenten zwar weiterhin erkennbar, angesichts der tatsächlich besetzbaren freien Stellen von Fachreferenten (vgl. den Beitrag von Bärbel Wemheuer in diesem ZfBB-Heft) sowie der deutlichen Aufgabenverschiebung vom Bestandsaufbau hin zu Entwicklung und Vermittlung von Informationsdienstleistungen werden die Anforderungen an Fachreferenten jedoch anders konkretisiert als bislang. Einen Überblick zu den curricularen Spezifika von sieben bibliothekarischen Master-Konzepten gibt Michael Vetten in diesem ZfBBHeft. Im Kontext der für viele Hochschulbibliotheken immer wichtiger werdenden Drittmittelakquise mittels hochschulintern, national und international angelegter Projekte gewinnen projektbezogene und betriebswirtschaftliche, aber auch ITKenntnisse in Verbindung mit didaktischen Kompetenzen an Bedeutung. Auf diese Anforderungen an das Kompetenzwie auch das für die entsprechende Umsetzung notwendige Persönlichkeitsprofil können die qualifizierenden Hochschulen auf curricularer Ebene, aber auch unterhalb curricularer Normierungen prinzipiell flexibel reagieren. Unter den Bedingungen der Konkurrenz um – z. T. Studienbeiträge und Studiengebühren entrichtende – Studierende sind die Hochschulen hierzu auch gezwungen. Bologna-konforme Master-Studienangebote für den Bibliotheksund Informationsbereich in Deutschland Von den derzeit in Deutschland im Bibliotheksund Informationsbereich angebotenen Bologna-konformen Masterstudiengängen (vgl. Grafik 1) qualifiziert nur ein Teil Oßwald: Bologna-konforme Master-Studienangebot für den Bibliotheksbereich Seite 4 von 12 zfbb_th_osswald_060408_ma-angebote.doc 6. April 2008 primär für das Arbeitsmarktsegment Bibliotheken. Je nach fachlicher Orientierung der Lehrenden oder der Fakultät bzw. des Instituts / Fachbereichs und den daraus resultierenden studienangebotsbezogenen Schwerpunkten können – in unterschiedlich intensiver Orientierung – dazu die Master-Studiengänge der folgenden Einrichtungen gezählt werden:67 • Fachhochschule Hannover • Fachhochschule Köln • Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg • Hochschule der Medien Stuttgart (Bibliotheksund Informationsmanagement) • Humboldt-Universität zu Berlin Grafik 1: Bologna-konforme Master-Studienangebote für den Bibliotheksund Informationsbereich in Deutschland (Stand: März 2008). In Klammern jeweils Art des Master-Abschlusses (Master of Arts; Master of Science) sowie die Anzahl der Studienplätze (soweit ermittelbar); Fachhochschulen: durchgehende Linie; Universitäten: gestrichelte Linie Von diesen bieten die Humboldt-Universität zu Berlin (seit 1995/96), die FH Hannover (seit 2006) sowie die FH Köln (ab 2009) berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge an. Oßwald: Bologna-konforme Master-Studienangebot für den Bibliotheksbereich Seite 5 von 12 zfbb_th_osswald_060408_ma-angebote.doc 6. April 2008 Darüber hinaus gibt es an Fac