Mit vielen Maßnahmen wird versucht, dem Mangel an Hausärzt*innen entgegenzuwirken. Eine ist der sog. Quereinstieg in die Allgemeinmedizin, der seit 2018 in Niedersachsen möglich ist. Ziel der Studie war es, zu zeigen, ob die Möglichkeit zum Quereinstieg Ärzt*innen zum Wechsel in die Allgemeinmedizin motiviert. Weiterhin sollte gezeigt werden, inwieweit sich Ärzt*innen im Quereinstieg (QE) von Ärzt*innen, die noch keine Facharztanerkennung erworben haben (AT), hinsichtlich soziodemografischer und beruflicher Angaben sowie in Bezug auf die Berufszufriedenheit und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben unterscheiden. Ärzt*innen in Weiterbildung (ÄiW) für Allgemeinmedizin wurden mithilfe der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) zu einer onlinebasierten Befragung eingeladen. Diese erfolgte von Januar bis Mai 2021. Der Fragebogen beinhaltete 40 Items zu soziodemografischen und berufsanamnestischen Variablen sowie zu verschiedenen Weiterbildungsaspekten. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Statistik. Von 180 angeschriebenen ÄiW haben 64 den Fragebogen ausgefüllt (35%). Für 65% der QE wäre ein Wechsel in die Allgemeinmedizin ohne Quereinstieg nicht in Frage gekommen. 75% der QE sind Fachärzt*innen für Anästhesie oder Chirurgie. Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Work-Life-Balance wurde von allen im ambulanten Bereich besser als im stationären Bereich angesehen. Für QE sind Aspekte wie die Vermittlung betriebswirtschaftlichen Wissens und eine Weiterbeschäftigungsperspektive in der Ausbildungspraxis von höherer Relevanz als für andere ÄiW. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Möglichkeit zum Quereinstieg Wegbereiter für einen Wechsel in die Allgemeinmedizin sein kann. Die Attraktivität scheint besonders in Fachrichtungen mit klassischerweise stationären Karrierewegen hoch zu sein. Die Erwartungen der QE an den Wechsel werden erfüllt, auch in Bezug auf Work-Life-Balance und Berufszufriedenheit.
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