Anrufen ohne Ende? Über das Gewinnen hausärztlicher Praxen für ein Versorgungsforschungsprojekt

Das erfolgreiche Anwerben hausärztlicher Praxen zur Teilnahme an einem Forschungsprojekt stellt einen entscheidenden Faktor insbesondere bei versorgungsnahen Projekten dar. Bisher gibt es nur wenige Daten zur Praxisrekrutierung bei hausärztlichen Forschungsprojekten in Deutschland. Die vorliegende Arbeit stellt am Beispiel der cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie PräfCheck Vorgehen und Ergebnisse einer Praxenrekrutierung dar. Das Rekrutierungsdesign ermöglicht die Beantwortung einer im praktischen Vorgehen häufig gestellten Frage, nämlich inwieweit zusätzlicher Aufwand durch weiteres Verfolgen der „Nichtantworter“ bei der Praxisrekrutierung lohnenswert ist. Weiterhin wird auf die Problematik der Repräsentativität der angefragten Praxen eingegangen. Um Praxen für die Teilnahme an dem Projekt PräfCheck zu gewinnen, wurden an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmende hausärztliche Praxen definierter Postleitzahlbereiche angeschrieben. Das weitere Vorgehen erfolgte in Stufen nach einem vorher festgelegten Rekrutierungsplan. Ziel war es, von allen angefragten Praxen eine definitive Zu- oder Absage zu erhalten. In zwei Rekrutierungswellen wurden zunächst insgesamt 167 Praxen angeschrieben. Eine dritte Rekrutierungswelle wurde unter 43 Lehrpraxen des Institutes für Allgemeinmedizin der MH Hannover durchgeführt. Die vorgesehene Rückantwort per Fax ging nur in 23% (38/167) der angeschriebenen Praxen der ersten beiden Rekrutierungswellen ein. Bei den übrigen 77% (129/167) waren telefonische Nachfragen erforderlich. Insgesamt nahmen in den ersten beiden Rekrutierungswellen 14% (24/167) der angefragten Praxen teil. Die Teilnahmerate der „Antworter“ lag bei 47% (18/38), die der „Nichtantworter“ bei 5% (6/129). Bei der dritten Rekrutierungswelle unter Lehrpraxen der MHH lag die Teilnahmerate mit 35% (15/43) deutlich höher. Im Hinblick auf die Repräsentativität der teilnehmenden Praxen war ein Selektionseffekt zugunsten jüngerer Ärzte zu beobachten, der durch die Rekrutierung über das vorselektierte Lehrarztkollektiv verstärkt wurde. In der Interventionsstudie PräfCheck lagen Rückmelde- und Teilnahmeraten hausärztlicher Praxen, die auf der Basis der KV-Liste angeschrieben wurden, insgesamt niedrig. Der Aufwand, von allen Praxen eine definitive Zu- oder Absage zu erhalten, lohnt sich nicht. Praxen, die die Rückantwortmöglichkeit nicht wahrnehmen, scheinen kein Interesse an einer Studienteilnahme zu haben. Selektionseffekte bei der Praxisrekrutierung können z.B. durch niedrige Teilnahmeraten oder vorselektierte Kollektive entstehen und sind bei der Übertragbarkeit der Studienergebnisse in die Versorgungsrealität zu berücksichtigen. Für die Schaffung von Evidenz durch versorgungsnahe Forschung wäre viel gewonnen, wenn Forschung vermehrt in deutschen hausärztlichen Praxen verankert werden könnte.

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