Baltische Gewässernamen und das vorgeschichtliche Europa

I. Wenn die Sprachwissenschaft einen Beitrag zur Aufhellung der Vorgeschichte Europas leisten will, für eine Zeit also, aus welcher kein datierbares Sprachdenkmal, keine wie auch immer geartete Sprachgemeinschaft bekannt ist, dann muß natürlich die Frage gestellt werden, auf Grund welcher Eigenschaften der Sprache und unter welchen Bedingungen ein solcher Beitrag überhaupt möglich und für den Vorund Frühgeschichtler interessant sein kann. Der einfache Vergleich zweier Sprachen, an den man zunächst denken mag, erlaubt Sprachen aus dem 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung mit solchen aus dem 2. Jahrtausend nach Christus nebeneinanderzustellen, kann also selbst über das Datum einer aus beiden rekonstruierten Form mit Sternchen keine Angaben machen. Geht man davon aus, daß die menschliche Sprache ein System von Zeichen ist, in welchem jeder Zeichenträger a) für etwas steht (semantische Relation), b) zu einem anderen Zeichen in Beziehung steht (syntaktische Relation), c) auf die Sprechsituation Bezug nimmt (pragmatische Relation) und in welchem d) die Sprachgeschichte nur am Wandel des Zeichenträgers greifbar wird, dann ist es selbstverständlich, daß Datierung und