Zur Frage der peroralen Insulinwirkung

Nach dem Bericht von S t e p h a n 1) über perorale Insulinwirkung am Diabetiker hängt der Erfolg per os gegebenen Insulins zunächst davon ab, daß seine Aufsaugung durch die, Intestinaiwand erreicht wird; S t e p h a n erzwingt die Resorption durch Einhaltung besonderer arzneitechnischer Bedingungen: Fermentfreiheit des Magens, Zurückhaltung im Magen, dessen Wand allein die Aufsauguñg vollziehe, Resorptionsbegünstigung durch Zugabe von Galle oder Gallensäurenderivaten. Sind solche Umstände beim Diabetiker wirklich so ausschlaggebend, so sollten sie es wohl auch am Tier sein. Auch im Tierversuch sollte man dann das Insulin, wenn ihm nach S t e ph a n s Grundsätzen der enterale Weg in den Organismus aufgetan wäre, mindestens in bescheidenem Umfang auch schon ohne das Bestehen einer diabetischen Hyperglykämie oder doch wenigstens gegenüber einer experimentell gesetzten Hyperglykämie zur Wirkung kommen seheü. Bei der wissenschaftlichen und experimentell-therapeutischen Tragweite, die der Erschließung des Tierversuchs für Zwecke des Studiums der Stephanschen Entdeckung zukäme, schien es uns angebracht, auch negative Ergebnisse einer Prüfung dieser Frage am Kaninchen der Oeffentlichkeit nicht vorzuenthalten. Wir verglichen in 10 Doppelversuchen die Blutzuckerkurven unbehandelter Hungerkaninchen mit denen solcher Tiere, an die unter Berücksichtigung von S t e p h a n s arzneitechnischen Forderungen Insulin per os (20-70 Einheiten mit der Schiundsonde) verabreicht war. In wechselndem Abstand von der Insulingabe setzten wir in einigen der Versuche auch eine hyperglykämische Zacke durch eine intravenöse Traubenzuckergabe (5 cern 1O%ige Lösung je Kilogramm). S t e p h a n s Aufsaugungsbedingungen suchten wir zu genügen entweder durch Zugabe von Galle (Fel tauri inspiss. Merck, 1,5-4 cern, Vers. 2, 3, 4), oder von Dehydrocholsäure (etwa 0,12 g, Vers. 1) oder von Desoxycholsäure (0,2-2,0 g, Vers. 5-8) zum Insulin; in einigen Versuchen wurde vor der Insulinfütterung entweder Fett (Butter mit oder ohne Gallenzusatz, Vers. 4 u. 7) in den Magen eingegeben oder der Pylorus abgehunden (Vers. 8); auch wurde versucht, durch eine vorausgeschickte Gabe von Morphin (0,005-0,2 g, Vers. 4 u. 7) die Magenentleerung noch weiter zu verzögern. Auch das nach S t e ph a n s Vorschriften hergestellte Markenpräparat (Pharmagans) wurde versucht (Vers. 9 u. 10). Alle diese Maßnahmen waren erfolglos. Weder sank der Blutzuckerspiegel des Insulintiers in irgendwelchem Zeitabstand in den nächsten 5-7 Stunden unter den des unbehandelten