Einleitung
Die vorliegende Studie soil einen Beitrag zum Einflus der Korpergrose auf Hirnbesonder-heiten verwandter Arten liefern, um dadurch klarere Grundlagen zur Bewertung von Evolutionshohen zu gewinnen. Als Untersuchungsmaterial konnten Arten der Suidae herangezogen werden. Die Gehirne von einigen rezenten Vertretern dieser Familie wurden bereits fruher beschrieben, miteinander verglichen und morphologisch den Gehirnen von anderen Artiodactyla und Perissodactyla gegenubergestellt (Kruska 1970, 1973). Jetzt standen mir auch Gehirne des Zwergwildschweins, Sus (Porcula) salvanius zur Verfugung. Bislang waren Besonderheiten der Gehirne dieser Wildart unbekannt.
Sus (Porcula) salvanius, dessen Biologie noch vergleichsweise unerforscht blieb (Fradrich 1979), kommt am Fuse des Himalaya in den Staaten Nepal, Sikkim, Bhutan und Assam vor. Das Zwergwildschwein galt bei einigen Wissenschaftlern bereits als ausgestorben, zumindest in seinem Bestand als stark bedroht. In neuerer Zeit konnten jedoch einige Individuen gefangen und fur Nachzuchtungen in einem Arterhaltungsprogramm eingesetzt werden. Die Geschichte der Wiederentdeckung ist Mallinson (1971, 1977) und Schmidt et al. (1978) zu entnehmen.
Sus (Porcula) salvanius weist einige korperliche Merkmale auf, die diese Art von anderen Sus-Species unterscheidet. Sie wird daher in einer eigenen Untergattung systematisch gefuhrt (Haltenorth 1963). Angaben in der Literatur entsprechend sind folgende Korpermase fur adulte Sus (Porcula) salvanius kennzeichnend: Kopfrumpflange 50–60 cm, Korpergesamtgewicht 4–10 kg (Mohr 1960; Haltenorth 1963). Diese extrem geringe Korpergrose steht in starkem Kontrast zu denen der ubrigen Vertreter der Familie, insbesondere zu der grosten Art Hylochoerus meinertzhageni mit Kopfrumpflangen von 155–180 cm und Korpergewichten bis zu 250 kg (Fradrich 1979). Innerhalb der Suidae konnen also Zwerg und Riesenformen unterschieden werden.
Zusammenfassung
Zwei Gehirne von Sus (Porcula) salvanius werden erstmalig beschrieben, durch Mase gekennzeichnet und mit vorher beschriebenen Gehirnen anderer Vertreter der Suidae verglichen. Aus der Hirngewichts-Korpergewichts-Beziehung ergibt sich fur Sus (Porcula) salvanius ein ahnliches Cerebralisationsniveau wie fur Potamochoerus porcus, Phacochoerus aethiopicus und Babirussa babyrussa. Sus scrofa hat korpergrosenunabhangig ein groseres, Hylochoerus meinertzhageni ein kleineres Gehirn.
Die Endhirnhemispharen der Zwergwildschweine zeigen in Form, Ausdehnung und Furchenmuster einige Charakteristika, welche ein primitives Gehirn kennzeichnen konnten. Allometrische Vergleiche verschiedener Mase auf der Basis der Hirngrose zeigen jedoch, das diese Merkmale durch die extrem geringe Korpergrose der Tiere bedingt sind. Zwergwildschweine haben ahnlich hoch entwickelte Gehirne wie einige andere rezente Vertreter der Familie Suidae.
Summary
On the brain of the Pigmy Hog, Sus (Porcula) salvanius Hodgson, 1847. A contribution on problems concerning comparative brain investigations in mammals of different body size
Two brains of Sus (Porcula) salvanius are described and compared in form, hemispheric fissuration pattern and some measurements with previously studied brains of other species of the family Suidae. The brain weight body weight relationship shows nearly the same medium level of encephalisation for the Pigmy Hog, Sus (Porcula) salvanius as for Potamochoerus porcus, Phacochoerus aethiopicus and Babirussa babyrussa. Sus scrofa, however, is characterised by a relatively large and Hylochoerus meinertzhageni by a relatively small brain size.
There are some characteristics found in Sus (Porcula) salvanius brains concerning form and fissuration pattern of the hemispheres. Especially from lateral there is a large piriform lobe visible and only a relatively low neocortical height. Furthermore, from a basal view nearly no “basal neocortex” is to be seen. The fissuration pattern is very simple and only main sulci are developed. The following fissures, typical for all other species of Suidae, are lacking in Sus (Porcula) salvanius brains: anterior ramus of Fissura cruciata, Fissura entolateralis, Fissura ectolateralis and Fissura suprasylvia anterior.
All these morphological characteristics could be valued as typical for a rather primitive mammalian brain, but they are explainable through the extremely small body and brain size. The Pigmy Hog has all together a well developed brain at a comparable encephalisation level as the other recent species of the family Suidae.
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