Schülerlabore als interessefördernde außerschulische Lernumgebungen für Schülerinnen und Schüler aus der Mittel- und Oberstufe

Aus Sorge um den Nachwuchs, den allgemeinen Bildungsgrad und wegen der grosen Bedeutung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung fur die Zukunftsfahigkeit unserer Gesellschaft haben sich seit den 1990er Jahren Schulerlabore als eine neue Form auserschulischer Lernorte im deutschen Bildungssystem etabliert. Die uber 200 Einrichtungen ermoglichen den Jugendlichen selbsttatig zu experimentieren, um vor allem deren Interesse an den Naturwissenschaften zu fordern. Die Fragen, inwieweit das Ziel erreicht wird und welche Faktoren masgeblich daran beteiligt sind, stehen im Zentrum der Untersuchung, die auf einer vorangegangenen Pilotstudie aufbaut. Die Arbeit basiert auf der Interessentheorie der ‘Munchner Gruppe’. Sie definiert das Interesse als eine besondere Relation zwischen einer Person und einem Interessengegenstand. Zur Forderung der z.B. fur die Leistungen oder das Kurswahlverhalten der Jugendlichen bedeutsamen individuellen bzw. dispositionalen Interessen sind situationsgebundene aktuelle Interessen erforderlich, die vom dispositionalen Interesse der Person und den auseren Gegebenheiten abhangen. Zusatzlich besteht eine indirekte Forderungsmoglichkeit durch die Steigerung des Fahigkeitsselbstkonzepts. Die Datenerhebung erfolgte mit Fragebogen im pre/post/follow-up-Design an den physikalisch ausgerichteten, besonders aufwendig ausgestatteten und renommierten DLR_School_Labs in Berlin-Adlershof, Gottingen, Koln-Porz und Oberpfaffenhofen. Ausgewertet wurden die Angaben von 734 Jugendlichen ab der 9. Klasse bis zu naturwissenschaftlichen Grund-/Leistungskursen der Oberstufe. Den Ergebnissen zufolge erfreuen sich die Labore nicht nur einer grosen Beliebtheit. Bei vielen Jugendlichen erzeugen sie ein groses aktuelles Interesse und steigern das Fahigkeitsselbstkonzept. Als relevante Faktoren werden von den Rahmenbedingungen in den Laboren insbesondere die Verstandlichkeit, die Betreuung und Atmosphare sowie die Authentizitat und von den Dispositionen der Jugendlichen die Sachinteressen an den Naturwissenschaften und am Experimentieren identifiziert. Zwischen den Schulstufen und den Geschlechtern innerhalb der Mittelstufe bestehen ungeachtet unterschiedlich ausgepragter Dispositionen nur einige meist geringe Abweichungen bei Interessenforderung durch die Schulerlabore. Dies gilt auch fur die eher allgemein und die starker naturwissenschaftlich interessierten Jugendlichen, wie ein Vergleich von drei anhand ihrer Dispositionen mit einer Latenten-Klassen-Analyse gebildeten Personengruppen belegt. Die dritte und kleinste Gruppe von Jugendlichen mit allgemein niedrigeren Dispositionen profitiert ebenfalls, aber in einem geringeren Ausmas. Ferner fordern die vier DLR_School_Lab-Standorte die Interessen ahnlich gut, obgleich deutliche Unterschiede bei den Rahmenbedingungen existieren. Zusatzlich wird erstmals ein theoriebasiertes Gesamtmodell uber alle relevanten Faktoren und Einflusse anhand eines Strukturgleichungsmodells empirisch bestatigt. Die Analysen belegen u.a., dass die Labore sogar die nur langsam veranderlichen dispositionalen Interessen der Jugendlichen positiv beeinflussen konnen. Zusammengefasst fordern die Schulerlabore auf verschiedenen Ebenen und Wegen erfolgreich die Interessen der Jugendlichen, zumal alle Wirkungen auch Wochen nach dem Besuch noch nachweisbar sind. Demnach leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsforderung und Zukunftssicherung unserer Gesellschaft. Diese neuen Erkenntnisse gehen z.T. deutlich uber die Befunde alterer Studien hinaus.