Psychosoziale Charakteristika von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus, die zur stationären Rehabilitation eingewiesen werden – Eine bundesweite „DPV-Wiss”-Analyse1

Fragestellung: Es war das Ziel der Untersuchung bundesweit die psychosozialen Charakteristika von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus zu erfassen, die zu einer stationaren Rehabilitationsmasnahme eingewiesen wurden. Methodik: In die Analyse aufgenommen wurden alle Patienten <20 Jahre, die in einer Klinik der „AG Rehabilitation in der padiatrischen Diabetologie“, 01.01.-31.12.2006, behandelt worden waren. Insgesamt wurden die Daten von 742 Kindern und Jugendlichen (12,1±4,0, Diabetesdauer 4,6±3,6 Jahre, HbA1c bei Aufnahme 7,82±1,63%) analysiert. Ergebnisse: 77% der Kinder und Jugendlichen, die zu einer stationaren Rehabilitation eingewiesen wurden, lebten in Familien mit beiden Elternteilen, 18% stammten aus Elternhausern mit alleinerziehenden Elternteilen und 3% lebten in Heimen oder Pflegefamilien (von 2% fehlten Angaben). 86% hatten weitere Geschwister. 88% stammten aus deutschen, 10% aus gemischt kulturellen Familien (bei 2% fehlende Angaben). 12% der Patienten besuchten zu Hause den Kindergarten, 36% die Grund-, 20% eine Real-, 6% eine Forder-, 6% eine Gesamtschule, 16% ein Gymnasium und 1% befanden sich in einer Lehrausbildung (bei 3% fehlende Angaben). 11% gaben schulische Probleme mit Nichtversetzungen in hohere Klassenstufen an. Der Prozentsatz von Kindern und Jugendlichen mit schulischen Problemen war in der Altersgruppe der Patienten ≥12<20 Jahren mit 8% deutlich hoher als bei Kindern ≥6<12 Jahre (2%, p<0,05). Auserdem hatten Patienten der hoheren Altersgruppe auch hohere HbA1c-Werte (8,34±1,76 vs. 7,16±1,13%, p<0,05). Schlussfolgerungen: Im Vergleich mit den bundesdeutschen Statistiken zu psychosozialen Faktoren bei Kindern und Jugendlichen wird deutlich, dass Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus, die zu stationaren Rehabilitationsmasnahmen eingewiesen werden, haufiger aus gemischt kulturellen Familien stammen und haufiger schulische Probleme haben (hoherer Prozentsatz Forderschuler, hoherer Prozentsatz von Kindern und Jugendlichen mit schulischen Problemen). Dieses lasst vermuten, dass es sich bei den Patienten, die zu einer stationaren Rehabilitationsmasnahme eingewiesen werden, uberwiegend um eine Selektion von Problempatienten handelt. Auch der hohere HbA1c-Wert bei alteren Kindern in Assoziation mit gehauften schulischen Schwierigkeiten unterlegt diese Hypothese. Ambulant sind diese Patienten haufig schwierig zu fuhren. Die stationare Rehabilitation bietet somit die Moglichgkeit der langerfristigen interdisziplinaren Intervention, insbesondere durch die hier mogliche interdisziplinare Therapie mit der Moglichkeit der Einbeziehung von Padagogen, Sozialarbeitern, Psychologen und Ergotherapeuten.