Über den Mechanismus der Reizwirkung mittelfrequenter Wechselströme auf die Nervenmembran

SummaryThe mechanism of middle frequency excitation is analyzed by electrical stimulation of the frog's sciatic nerve with bursts of single or multiple phase-locked sinusoidal cycles up to 50 000 cps.1. Middle frequency excitation is caused by superimposing the effects of a single half period at each stimulating electrode. The effect of the first negative half-period is not completely nullified by the following positive phase. Consequently after a multiple cycle burst a summation of the local response about the critical membrane voltage is possible (Gildemeister-effect).2. With balanced current densities this excitation process is detectable on both stimulating electrodes (“ambipolar stimulation” see Wyss), but between both electrodes always a phase displacement exists corresponding to Pflügers law of polar excitation.3. The frequency, above which the special mechanism of middle frequency excitation begins, depends on the membrane time constants (for example Hill's k) and decreases with falling temperature, the Q10 being about 2.ZusammenfassungDer Mechanismus der Reizwirkung mittelfrequenter Wechselströme („Gildemeister-Effekt“) wird durch Messungen an N. ischiadicus des Frosches näher analysiert. Der Nerv wird mit sinusförmigen Wechselstromimpulsen von 20 Hz bis 50 000 Hz zeitlich begrenzter Dauer und regelbarer Einund Ausschaltphase gereizt und das fortgeleitete Aktionspotential gleichzeitig mit der Reizspannung registriert.Es ergab sich: 1. Die Erregung der Mittelfrequenz erfolgt durch Überlagerung der Wirkung der einzelnen Halbperioden an jeder der beiden Elektroden. Die Wirkung der ersten negativen Halbwelle wird durch die unmittelbar folgende positive Halbwelle nicht völlig gelöscht. Es kommt zu einer Summation der lokalen Antwort und zu einem fortgeleiteten Aktionspotential nach Ablauf mehrerer Perioden.2. Die Erregung tritt am ganzen Nerven bei äußerlich symmetrischer Stromzuführung an beiden Reizelektroden auf („ambipolare Reizung“ nach Wyss), jedoch mit einer Phasenverschiebung von einer halben Periode entsprechend dem Gesetz der polaren Erregung.3. Die Grenzfrequenz, oberhalb der der „Gildemeister-Effekt“ beginnt, hängt von den Zeitkonstanten des Erregungsprozesses (z. B. der Konstanten k nach Hill) ab. Sie wird durch Herabsetzung der Temperatur mit einem Q10 von etwa 2 zu niedrigen Frequenzen hin verschoben.