Beiträge zur Lehre von der Aphasie1)
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I. Beitrage zur Lehre von der Aphasie.') Von Dr. U. Eiseiiohr in Hambnrg. Obschon die Lehre von der Aphasie auch in der neuesten Zeit durch die Arbeiten von Wernicke, Lichtheim, Charcot, Grashey, Ross u. a. die wesentlichsten Förderungen erfahren hat, sind doch genaue casuistische und anatomische Mittheilungen in keiner Weise iTherfihissig geworden. Im Gegentheil, gerade die Aufstellung verschiedener Formen der Aphasie und die in den neueren Arbeiten geforderte methodische Berücksichtigung aller mit der Sprache zusanameah ängend en Leistn n gen (Lesen, Schreiben etc.), die Muthmaassungen über die Abhangigkeit dieser Besonderheiten von speciellen Localisationen. rufen, wie mir scheint, das Bedürfniss um so dringender wach, nach allen Richtungen hin klinisch durchgeprüfte Fälle mit den Sectionsbefunden exacter Localisation zu veröffentlichen. Nur so können die Richtigkeit der neu creirten Formen und die Hypothesen voll dem Mechanismus der verschiedenen aphasischen Störungen geprüft und weitere Schlüsse auf die psychischen Vorgänge gezogen werden. Und hierin, in dem Zusammenhang der sprachlichen Störungen mit der Theorie der psychischen Mechanismen, liegt das hochbedeutsame und hochinteressante der ganzen Aphasiefrage. Dass aber gerade vom Standpunkt der Localisation die Aphasiefrage noch erheblich weiterer Förderung bedarf, das beweist die resumirende Darstellung Naunyn's') mit der Annahme dreier nach den Territorien gesonderter Aphasieen, der motorischen, sensorischen und ,,unbestimrnten" Aphasie. Ja selbst die von Wernicke in so klarer und überzeugender Weise schon im Jahre 1874 definirte und abgegrenzte Form der sensorischen Aphasie mit der Localisation in der ersten linken Schläfenwindung hat noch nicht allgemeine Anerkennung gefunden. Und doch bedeutet diese Unterscheidung Wernicke's nach meiner Ueberzeugung einen Hauptfortschritt in der Aphasielehre. Den scharfsinnigen Ausführungen Lichtheim's') und seinen Schemas, den noch mehr in's Detail gehenden Constructionen Wernicke's4) ist zwar ein hoher Werth für die Methode der Untersuchung beizulegen, aber der Werth ist mehr ein didactischer, die Deduction mehr auf die Klarlegung und Erleichterung des Verständnisses der Erscheinungen gerichtet, als ein Ausdruck der Thatsachen. Zur Förderung der Erkenntniss der pathologischeii Grundlagen der Aphasieformen wird es immer noch in erster Linie klinisch genau studirter und anatomisch controllirter Fälle bedürfen. Von diesem Gesichtspunkt ans theile ich einige Beobachtungen mit; die theilweise Ausführlichkeit der Mittheilung möge man mit den angegebenen Gründen entschuldigen. Die erste betrifft einen typischen Fall der Weruicke'schen sensorischen Aphasie mit Worttaubheit und Wortblindheit und der Eigenthümlichkeit eines nahezu unveränderten Bestandes durch lange Zeit. Der zur Zeit seines ersten Eintritts 43jährige Arbeiter Pethahn wurde in den Jahren 1886 und 87 mehrmals wegen leichter apoplectiformer Attaken im allgemeinen Krankenhause behandelt; die Krankenjournale geben darüber folgende kurz zusammengedrängte Ausweise.