Softwaregestaltung für die Gruppeninteraktion im Kontext von CSCL: am Beispiel der Fallstudie CommSy

Kooperatives Lernen ist nicht denkbar ohne und wird erheblich beeinflusst durch die Kommunikation und Interaktion der Lernenden untereinander. Kommunikations- und Sozialpsychologie liefern hierzu eine Vielzahl von Theorien und Befunden, die jedoch – im Gegensatz etwa zu arbeits- oder kognitionswissenschaftlichen Ansatzen – bislang kaum Eingang in softwareergonomische Forschung gefunden haben. Ziel dieser Arbeit ist es, diese Lucke zu schliesen und kommunikations- und sozialpsychologische Erkenntnisse fur die Gestaltung von Software fur computergestutztes kooperatives Lernen (CSCL) nutzbar zu machen. Ausgehend von dem Modell des Nachrichtenquadrats von Friedemann Schulz von Thun (2001) wird eine kommunikationspsychologische Fundierung fur CSCL erarbeitet, die das Nachrichtenquadrat mit insbesondere sozial-, aber auch kognitions- und arbeitspsychologischen Theorien und Befunden in Beziehung setzt. Auch die Besonderheiten computervermittelter Kommunikation werden entsprechend beleuchtet. Das Konzept eines Wissensquadrats, das analog zum Nachrichtenquadrat ausgewogene Lernprozesse charakterisiert, schlagt eine Brucke zu CSCL. Kern dieser Arbeit ist die Erarbeitung von Hinweisen fur die Gestaltung gebrauchstauglicher CSCL-Systeme, die auf dem vorab gelegten Fundament sozial- und kommunikationspsychologischer Konzepte und Befunde aufbauen. Diese Gestaltunghinweise sind dafur geeignet, geplante oder getroffene Designentscheidungen im Hinblick auf die Folgen fur die Gruppenkommunikation und -interaktion und damit auch den Lernprozess zu uberprufen und eignen sich daher auch zur Analyse bestehender Systeme. Als empirische Fundierung dieser Arbeit wird im Sinne einer Fallstudie eine umfangreiche Analyse des Designs und der Nutzung des CSCL-Systems CommSy herangezogen. Anhand der Fallstudie werden Charakteristika des Softwareeinsatzes im Rahmen von CSCL aufgezeigt. Daruber hinaus dient sie der Analyse des Designs der CommSy-Software im Hinblick auf die erarbeiteten Gestaltungshinweise. Zudem werden auf der Basis dieser Analyse am Beispiel einer erweiterten Awareness-Unterstutzung fur CommSy eigene Gestaltungsvorschlage umgesetzt und evaluiert. Auf diese Weise wird die Tauglichkeit der Gestaltungshinweise fur Analyse und Gestaltung von CSCL-Systemen empirisch untermauert. Einen Querschnitt durch diese Arbeit bildet zudem eine Gender-Perspektive: Hierbei wird den Fragen nachgegangen, welche Rolle Gender-Fragen in Bezug auf kooperatives Lernen, computervermittelte Kommunikation sowie bei der Entwicklung von Software generell und speziell fur die Gestaltung von CSCL-Systemen spielen. Cooperative learning always involves learners’ communication and interaction. Social psychology and communication psychology provide a plethora of theories and findings concerning communication and interaction in groups, but unlike approaches from cognitive, work and organizational psychology have so far been rarely drawn upon in human-computer interaction research. This thesis aims at bridging this gap by utilizing contributions from social and communication psychology for the design of software used in Computer Supported Cooperative Learning (CSCL). Based on the model of the so-called Communications Square by Friedemann Schulz von Thun (2001), a communication psychological basis for CSCL is laid out, tying the Communications Square model to approaches primarily from social psychology and – to a lesser extent – cognitive and work psychology. The model of a Knowledge Square is introduced to characterize well-balanced learning processes in analogy to the Communications Square. Furthermore, computer mediated communication is highlighted as a special form of human interaction. The core of this thesis is the development of guidelines for the design of CSCL systems based on the groundwork of social and communication psychological theories and findings presented before. These guidelines serve to evaluate design decisions with regard to their consequences concerning group interaction and learning processes. Thus, they can also be used to analyze and evaluate existing CSCL software. For empirical grounding, the design and use of the CSCL software CommSy is analyzed as a case study. By means of this case study, characteristics of software use in the context of CSCL are shown, and the software design is analyzed with respect to the guidelines for CSCL design elaborated before. Furthermore, on the basis of this analysis an extended awareness support for CommSy is implemented and evaluated. Thus, the usefulness of the guidelines presented in this work is supported empirically. Furthermore, gender issues in cooperative learning, (computer mediated) communication and the design of CSCL software are addressed as a recurring perspective throughout this thesis.