Demokratische Privacy by Design

Zusammenfassung Es ist eine weit verbreitete Ansicht mit sozialphilosophischer Plausibilität, dass bestimmte Formen der Privatheit und der Demokratie in einem konstitutiven Verhältnis zueinander stehen. Demzufolge gilt, dass nur Demokratien ihren Bürgerinnen politisch nutzbare Privatheit zugestehen und dass umgekehrt nur Sozialformationen, die solche Privatheitsformen institutionalisieren, demokratischen Charakter erlangen können. Der vorliegende Beitrag fragt nun, inwiefern der Konstitutionszusammenhang schon bei der Gestaltung von Privatheit zum Tragen kommen muss, um tragfähig und vor den Erosionsgefahren in Zeiten der Digitalisierung geschützt zu sein. Um dieser Frage nachzugehen, schließen wir am Privacy by Design-Konzept (PbD) an, erweitern dieses jedoch, indem wir auch dessen institutionell-diskursive Rahmung in die Gestaltungsperspektive einrücken. Wir gehen dabei systematisch-explorativ vor: Zunächst werden zwei konträr orientierte Gestaltungsansätze als Pole des Spektrums identifiziert, innerhalb dessen sich PbD-Ansätze bewegen können. Daraufhin werden explorativ fünf weitere PbD-Formen bestimmt. Abschließend diskutieren wir Implikationen, die sich aus der Exploration alternativer PbD-Formen für die Etablierung eines demokratischen PbD ergeben.