Probabilistische Modelle experimentalpsychologischer Versuchssituationen

Die Anwendung quantitativer Methoden in der Psychologie wirft eine Reihe von wissenschaftstheoretischen Problemen auf, deren Diskussion noch lange nicht als abeschlossen gelten kann. Eines der Hauptpro bleme betrifft die Frage, wie psychologische Variable quantifiziert werden können, ein ande­ res die Stichprobenabhängigkeit statistischer Aussagen. Auf Grund meßtheo­ retischer Überlegungen zeigt sich, daß beide Probleme eng miteinander ver­ knüpft sind. Ausgehend von WITTGENSTEINS erkenntnistheoretischer Auffassung, wo­ nach Erkenntnis als Repräsentation empirischer Strukturen durch logisch­ sprachliche Strukturen zu verstehen ist, kann man Messung als Repräsenta­ tion von Objekten mittels (reeller) Zahlen definieren. Für die Satzsysteme der kognitiven Wissenschaften gelten genaue Bedingungen ihrer Anwendbar­ keit (operative Bedingungen) sowie genaue Bedingungen ihrer spracWich­ formalen Richtigkeit (operationale Bedingungen), deren Einhaltung oder Nicht-Einhaltung jederzeit festgestellt werden kann. Dasselbe gilt auch für die numerische Repräsentation von Objekten. Ihre operativen und operatio­ nalen Bedingungen wurden von SUPPES U ZINNES (963) einer eingehenden Diskussion unterzogen. Für die Quantifizierbarkeit psychologischer Variab­ len ergeben sich daraus strenge Konsequenzen.