1. Unerwartete Todesfane bei Erwachsenen und Jugendlichen Der Sekundenherztod aDS morpbologiscber Sicbt

Der Begriff des Sekundenherztodes (SHT) wurde von dem Physiologen Hering [17] gepragt. Er verstand darunter einen Herzkammerflimmertod, der plotzlich innerhalb von Sekunden oder Minuten eintrat. MaBgeblich fUr die Bezeichnung war die Sterbe­ dauer, - die Zeit zwischen den p16tzlich auftretenden Herzkrankheitssymptomen und dem Zeitpunkt des klinisch nachgewiesenen Todes. Seitdem dreht sich die wissen­ schaftliche Diskussion urn die hiiufig fehlende Obereinstimmung zwischen Klinik und morphologischem Herzbefund, urn die den Tod letztlich auslosende Ursache und urn die zeitlichen Grenzen des plotzlichen Todes, die nicht einheitlich gesehen werden [28]. Nach Wilhelm Doerr [12] wird vom plotzlichen Herztod unter 2 Aspekten gespro­ chen: 1. Wenn der Herztod unmittelbar, d.h. etwa im Verlauf einer Stunde erfolgt. 2. Wenn derTod innerhalb von 24h nach Beginn der zum Tode fUhrenden Herzkrankheitssymptome eintritt. Nach Effert et al. [14] sei es sinnvoll, den SHT vom plotzlichen Herztod abzugren­ zen, weil ihm meist keine subjektiven Symptome vorausgehen und ein Infarktnach­ weis in der Regel weder klinisch noch pathologisch-anatomisch zu fUhren ist. Es ist aber festzustellen, daB es einerseits akute Herztodesfalle ohne morphologisch erfaB­ baren Herzbefund und andererseits voll ausgebildete Herzinfarkte mit kompletten Myokardrupturen und Herzbeuteltamponaden gibt, die ohne Krankheitsvorgeschich­ te p16tzlich und unerwartet in Sekunden den Tod herbeifUhren [13, 20, 22]. Beide Verlaufsformen - Tod unrnittelbar oder 24h nach Einsetzen akuter Herzkrankheits­ symptome - konnen also sehr unterschiedliche morphologische Untersuchungsergeb­ nisse aufweisen. Eine begriffliche Trennung von SHT und plotzlichem Herztod er­ scheint daher nicht zweckmaBig. Bei Herztodesfiillen im hauslichen Milieu ohne arztliche Beobachtung oder Zeugen ist die Sterbedauer oftmals nicht festzustellen, besonders wenn die Menschen tot auf­ gefunden werden. Manchmal kann dann die Sterbedauer aus den zeitlichen Umstan­ den geschlossen werden, wenn z.B. bekannt ist, wann der Verstorbene zuletzt lebend gesehen wurde. Die Annahme eines rasch eingetretenen Herztodes wird auch durch die Auffindungssituation und durch den Eindruck der Umgebung beeinfluBt; wenn z.B. ein vorher angeblich gesunder Mensch, nachdem er einige Zeit nicht mehr ge­ sehen wurde, tot in seiner Wohnung mit agonalen Sturzverletzungen vorgefunden wird. 1m nachfolgenden sollen die epidemiologischen und morphologischen Aspekte