Die Faszination des Feindes - Bilder der Parther und des Orients in Rom

Das römische Reich war in vieler Hinsicht von nichtrömischen Kulturen geprägt: es legi­ timierte sich durch Kriege über äußere Feinde, es monopolisierte den Anspruch auf Welt­ herrschaft, es dominierte riesige geographische Räume, es integrierte zahllose Volksgrup­ pen von höchst unterschiedlicher Mentalität bzw. Zivilisation, es kommunizierte mit Völ­ kern und Staaten jenseits des orbis Romanus. 1 Ein solches Imperium konnte nur dauerhaft überleben, indem es Identifikationssymbole von großer Breitenwirkung schuf, nicht nur als Zeichen ideologischer Manifestation, sondern auch als Sinnbilder kultureller Interak­ tion. Eine Möglichkeit bot die Etablierung kollektiver Gegenbilder, zu denen u.a. die Bar­ baren, d.h. alle Nicht-Römer und Nicht-Griechen zählten: Romanus Graiusque et barba­ rus (Iuv. 10,138). Das Gegenbild des Barbaren war grundsätzlich asymmetrisch, d.h. der ,,Gegensatz auf ungleiche Weise konträr". In der Asymmetrie des barbarischen Gegen­ bildes manifestiert sich die kulturelle Konstruktion von Fremdheit und Andersheit beson­ ders deutlich. Der Barbar war in Rom nicht nur ein notwendiges Gegenbild kultureller Identität, sondern auch eine typische Bildform in der Auseinandersetzung mit kultureller Alterität. Die ersten nachweisbaren Barbarenbilder der römischen Kunst entstanden mit dem Beginn der imperialen Expansion Roms in mittelrepublikanischer Zeit. Die aktive Rezeption von Darstellungsformen der hellenistischen Kunst spielte dabei eine entschei­ dende Rolle. Bedingt durch die zunächst friedlichen Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich sind römische Partherbilder spät belegt, vielleicht noch in der ausgehen­ den Republik. Erst unter Augustus prägte sich die Ikonographie der Parther als zentrales Bildthema der römischen Repräsentationskunst aus. Die römische Darstellungsweise der Parther wurde bisher nicht systematisch, sondern nur punktuell untersucht. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Thema geht

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