Das „Kataster für württembergische Psychiatriepatienten“ und der Beginn der systematischen Patientenerfassung in der Psychiatrie

Zusammenfassung Der Beitrag beschreibt die Bedeutung eines „Katasters“ für Psychiatriepatient:innen und den Beitrag seines Urhebers, des jüdisch-protestantischen Arztes Wilhelm Weinberg in der psychiatrischen Forschung des frühen 20. Jahrhunderts. Weinbergs Forschungen und dieses Kataster gewannen vor dem Hintergrund der steigenden Relevanz der Humangenetik in der Psychiatrie an Bedeutung. Der Beitrag zeigt, wie sehr der Psychiater und Rassenhygieniker Ernst Rüdin durch Weinbergs statistische Methodik profitieren konnte. In Württemberg wurde Weinberg zum Begründer eines zentralen Patientenregisters. In der Zeit des Nationalsozialismus diente dieses Register allerdings weniger der Forschung als vielmehr der sogenannten erbbiologischen Bestandsaufnahme.