Weder rationale Reflexion noch präreflexive Praktik – erfahrungsgeleitet-subjektivierendes Handeln

Soziologische Handlungstheorien richten ihre Aufmerksamkeit auf die Definition von Zielen und die Wahl der Mittel, um diese zu erreichen. Im Mittelpunkt steht dabei das Entscheiden. Der praktische Vollzug des Handelns scheint demgegenuber kaum von Interesse und nicht weiter erklarungsbedurftig. Er ist der Entscheidung uber Ziele und Mittel des Handelns nachgeordnet und zwar sowohl in seiner zeitlichen Abfolge, als auch in seinem Einfluss auf das Wie und Warum des Handelns. Handeln wird damit als Entscheiden oder/und Entscheiden als das eigentliche Handeln gesehen. In der neueren Entwicklung finden sich mehrere Ansatze, die das Modell des Entscheidungs-Handelns modifizieren. Diese Ansatze verbleiben jedoch weitgehend im Bezugsrahmen dieses Modells, was im Folgenden kurz naher begrundet sei (Abschnitt 2). Daran anschliesend wird ein Handlungskonzept umrissen, das die Aufmerksamkeit auf den praktischen Vollzug des Handelns richtet und diesen weder als durch vorgangige Entscheidungen bestimmt, noch lediglich als Routine oder prareflexives Geschehen begreift. Grundlage hierfur sind Untersuchungen im Arbeitsbereich (Abschnitt 3). Abschliesend werden Perspektiven und Fragen fur die weitere Diskussion umrissen (Abschnitt 4).

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