Evolution von Organisationsmodellen in Workflow-Management-Systemen

Workflow-Management-Systeme unterstutzen die Modellierung, Analyse und Steuerung von Geschaftsprozessen in Organisationen. Dabei stand bisher eine flexible Gestaltung von Prozesablaufen im Mittelpunkt der Forschung. Wenig Beachtung wurde dagegen den Anderungen der zugrunde-liegenden Organisation und den dadurch notwendigen Anpassungen des Organisationsmodells geschenkt. Da zwischen dem Organisationsmodell und anderen Komponenten eines Workflow-Management-Systems zahlreiche Cross-Referenzen bestehen, konnen bei Anderungen des Organisationsmodells diese Referenzen oder die daraus abgeleiteten Daten-strukturen verwaist bzw. nicht mehr aktuell sein. Von solchen Anderungen kann insbesondere die Zuordnung von Workflow-Aktivitaten zu Bearbeitern betroffen sein. In der Folge werden diese Aktivitaten moglicherweise falsch oder gar nicht mehr zugewiesen. Dadurch konnen Sicherheits-bestimmungen verletzt werden oder sogar der gesamte Workflow ins Stocken geraten. In dieser Arbeit wird ein umfangreiches Konzept zur Modellierung von Organisationen vorgestellt. Es wird eine vollstandige Menge von elementaren und komplexen Anderungsoperationen beschrieben, die sich durch eine prazise Semantik auszeichnen und samtliche Anderungen des Organisationsmodells unter Beachtung von Konsistenz- und Korrektheitseigenschaften erlauben. Die Problematik der Cross-Referenzen zwischen dem (geanderten) Organisationsmodell und anderen Komponenten des Workflow-Management-Systems wird sowohl fur der statischen als auch fur den dynamischen Fall diskutiert. Im statischen Fall, in dem noch keine Workflow-Instanzen berucksichtigt werden, stehen Bearbeiterformeln, die das Organisationsmodell referenzieren, im Mittelpunkt. Je nach Semantik der Anderung werden Losungsansatze zur automatischen, semiautomatischen oder manuellen Anpassung der veralteten Bearbeiterformeln angeboten. Es wird diskutiert, welche Bearbeiterformeln angepast werden mussen, wann und durch wen dies geschehen kann. Im dynamischen Fall wird betrachtet, welche Auswirkungen organisatorische Anderungen auf laufende Workflow-Instanzen haben. Die Moglichkeiten zur Aktualisierung von Datenstrukturen der Arbeitslistenverwaltung des Workflow-Servers und von klientenseitigen Arbeitslisten werden gegenubergestellt und bewertet. Abschliesend werden verwandte Ansatze und Themen der Forschung diskutiert. Es erfolgt eine Abgrenzung der vorliegenden Arbeit sowie ein Ausblick auf weiterfuhrende Themen.