Freuds Identifizierung mit Männern, die zwei Mütter hatten: Ödipus, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Moses

Angesichts der Tatsache, das das Kind Sigmund Freud abwechselnd von zwei Muttern – der leiblichen Mutter und einer Kinderfrau – betreut wurde, mag es wenig uberraschend sein, das sich Spuren dieser praodipalen Situation, die mit Traumatisierung und Verlust verbunden war, auch im Werk des Schopfers der Psychoanalyse finden lassen. Freuds anhaltende Beschaftigung mit dem Odipus-Mythos, sein Interesse fur »grose Manner« wie Leonardo und Michelangelo, schlieslich seine Identifikation mit der Gestalt des Moses verweisen nicht nur auf die Dimension des Vaterlichen (wie es lange Zeit die Freud-Biographik tat), sondern auch auf die Dimension des Mutterlichen und deren Bedeutung fur Freuds Leben und Werk. Die Autorin legt dar, das jene mythischen und historischen Figuren – Odipus, Leonardo, Michelangelo, Moses –, mit denen Freud sich identifizierte, samtlich solche waren, die zwei Mutter hatten und diese traumatische Erfahrung zu grandiosen Leistungen sublimierten – wie Freud selber, »der das beruhmte Ratsel loste und ein gar machtiger Mann war«.