Kindheit und Ungleichheit – Kritik einer Defizitrhetorik
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Zusammenfassung Die Unterscheidung von „guten“ und „schlechten“ Eltern gehort zum Standardrepertoire sozialreformerischer Diskurse und ist ein zentrales Element „generationalen Ordnens“. Sie hat eine jahrhundertealte Geschichte, aus der aufschlussreiche Etappen in knapper Form vorgestellt werden. Zeitgenossische Debatten zur Bildungsungleichheit greifen auf diese Unterscheidung zuruck. Dabei besteht eine Diskrepanz zwischen der Glaubwurdigkeit, die der Einteilung in „gute“ und „schlechte“ Eltern allgemein zugebilligt wird, und dem Ausmas, in dem es der Sozialisations- und Bildungsforschung gelingt, diese Unterscheidung an konkretem Elternverhalten empirisch festzumachen. Das zeigt ein Uberblick uber die entsprechende Forschung und insbesondere auch neuere Large Scale Studien. Die Fokussierung auf die Eltern entspricht einem „Defizitdenken“, das die alltaglichen Debatten ebenso charakterisiert wie die wissenschaftliche Annaherung an die Thematik. Dieses beinhaltet ein „blaming the victim“ und blendet Erklarungen aus, die nicht immer schon von Defiziten der Benachteiligten ausgehen. Ein mogliches Erklarungsmodell wird abschliesend in Grundzugen entworfen; dieses thematisiert Interaktionen in und mit der Schule, in denen alle Beteiligten, Lehrkrafte, Eltern und Kinder, soziale Ungleichheit in Rechnung stellen, darauf reagieren und sie in dieser Weise interaktiv (re-)produzieren. Schlagworter: Bildungsungleichheit, Defizitdenken, generationales Ordnen, Elternpraktiken ----- Childhood and Inequality – A Critique of Deficit Thinking Abstract The distinction between “good” and “bad” parents is part of the standard repertoire of social reform discourse and of “generational ordering”. It has a centuries-long history. This is presented in a short historical digression, focusing on informative stages. This differentiation between “good” and “bad” parents is also characteristic of the current debate on the inequality of education. Yet, there is a discrepancy between the general credibility that is given to the distinction and its empirical validity, which is shown by an overview on the state of research and newer large-scale studies of empirical education and socialization research. The focus on parents corresponds to a “deficit thinking” dominating everyday debates as well as the scientific approach to the topic. It implies “blaming the victim” and excludes explanations that are not based on the assumed deficits of the actors involved. A possible explanatory model will be formulated; it focuses on interactions in and with school, in which all actors involved, teachers, parents and children, take social reproduction into consideration and react to it. Keywords: Educational inequality, deficit thinking, generational ordering, parenting practices ----- Bibliographie: Buhler-Niederberger, Doris: Kindheit und Ungleichheit – Kritik einer Defizitrhetorik, Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 3-2016, S. 287-299. https://doi.org/10.3224/diskurs.v11i3.3