Methodenvergleich der Gesamteiweißbestimmung im Serum

Die Ergebnisse klinisch-chemischer Analysen, die in verschiedenen Laboratorien mit verschiedenen Methoden gewonnen werden, lassen sich nur vergleichen, wenn mindestens noch zusatzlich folgende Informationen bekannt sind: 1. Die bei den Analysen der Proben im jeweiligen Labor aufgetretenen zufalligen und systematischen Fehler, die mit der statistischen Qualitatskontrolle abgeschatzt werden konnen (1). 2. Die Richtigkeit der benutzten Methode. Formal handelt es sich um den systematischen Fehler der Methode, der mit Hilfe der einfachen Regressionsanalyse ermittelt werden kann, falls man entweder Proben unterschiedlicher Konzentration mit bekanntem nahezu fehlerfreien Gehalt oder bekanntem Zusatz des Stoffes analysieren kann. Die Ermittlung des systematischen Fehlers einer Methode wird komplizierter, wenn diese Methode eine Grose bestimmt, die erst durch eine konventionell festgelegte Standardmethode definiert ist. Die mit der Standardmethode (Bezugsmethode) durchgefuhrten Bestimmungen sind bei Abwesenheit laboreigener systematischer Fehler zwar „richtig", jedoch haftet ihnen haufig ein nicht vernachlassigbar kleiner Zufallsfehler an. Am Beispiel der Serumgesamteiweisbestimmung soll gezeigt werden, wie die genannten Parameter erfast werden konnen. Dabei wurde als Standardmethode die KjeldahlMethode mit der Biuret-Methode, der Spezifischen Gewichtsmethode nach VAN SLYKE und der Refraktometrie verglichen. Da Serumeiweis ein vielfaltiges Gemisch von Proteinen variabler Aminosaurenzusammensetzung mit unterschiedlichem Gehalt an Lipiden, Kohlenhydraten und anderen Begleitbestandteilen darstellt, ist es nicht verwunderlich, das jede der vier hier betrachteten Methoden eine andere physikalische oder chemische Eigenschaft mist, die als mehr oder weniger charakteristisch fur dieses Proteingemisch angesehen werden kann. Die konventionelle Angabe von Gesamteiweis in g/100 m/ tauscht eine zuverlassige gravimetrische Bezugsmethode vor. In Abhangigkeit von sehr speziellen Bedingungen bei der praparativen Darstellung der Proteine (Dialyse, Extraktion und Trocknungsverfahren) ergeben sich unterschiedliche Resultate (2,3). Es erscheint daher auch heute noch zweckmasig, die Protein-N-Konzentration als Mas fur die Gesamteiweiskonzentration im Serum zu benutzen: Serumgesamteiweis (g/100 m/) = k · Protein-N (g/100 m/). Die fur den Proportionalitatsfaktor k angegebenen Zahlenwerte sind abhangig vom zugrunde gelegten Verfahren der gravimetrischen Proteinbestimmurig. Wir benutzen daher in dieser Arbeit weiterhin den konventionellen Faktor 6, 25. Sachlich am konsequentesten erschiene es uns, so lange Serumgesamteiweis in g Protein-N/100 m/ anzugeben, als man den Stickstoffgehalt des Proteingemisches fur die optimale Bezugsgrose halt.