Grundlagen experimenteller Methoden

Auf einen der Begründer der experimentellen Psychologie, Wilhelm Wundt, ist eine Definiton des Experiments zurückzuführen, die in ihren Grundzügen heute noch akzeptiert wird. In seinem erstmals 1896 erschienenen „Grundriß der Psychologie“ führt Wundt aus: „Das Experiment besteht in einer Beobachtung, die sich mit der willkürlichen Einwirkung des Beobachters auf die Entstehung und den Verlauf der zu beobachtenden Erscheinungen verbindet“ (Wundt, 1920, S. 25). Später finden wir die Aussagen: „Den Inhalt der Psychologie bilden ausschließlich Vorgänge, nicht dauernde Objekte. Um den Eintritt und den Verlauf dieser Vorgänge ...exakt zu untersuchen, müssen wir vor allem jenen Eintritt willkürlich herbeiführen und die Bedingungen desselben nach unserer Absicht variieren, was hier wie überall nur auf dem Weg des Experiments geschehen kann“ (Wundt, 1920, S. 26). Wundt definiert das psychologische Experiment also vom Gegenstand der Psychologie her. Diesen konstituieren für ihn psychische Vorgänge (z.B. „Empfindungen“, „Erinnerungsvorstellungen“, „Gefühle“, „Willensvorgänge“), die durch den willkürlichen Eingriff des Experimentators ausgelöst und verändert werden können und deren Analyse damit nicht vom spontanen Auftreten abhängig ist. Neben diesem Vorteil verband sich für Wundt mit dem Experimentieren die Möglichkeit der „Kausalerklärung“. Viele Psychologen, auch wenn sie Wundts Identifikation der Kausalerklärung mit „der Ableitung komplexerer psychischer Vorgänge aus einfacheren“ (Wundt, 1920, S. 30) nicht nachvollziehen, sind auch heute noch der Auffassung, das psychologische Experiment sei die einzige Methode, die zur Kausalerklärung psychischer Vorgänge führe. Der Untersuchung psychischer Vorgänge dient nach Wundt also das psychologische Experiment. Der experimentellen Methode steht bei ihm eine zweite Methode der Psychologie gegenüber, nämlich die Beobachtung, die ohne willkürliche Einwirkung „Tatsachen“ untersucht, denen das Merkmal der „relativ beharrenden Beschaffenheit“ zukommt. „Diese Tatsachen sind die geschichtlich entstandenen geistigen Ereignisse, wie die Sprache, die mythologischen Vorstellungen, die Sitten“ (Wundt, 1920, S. 29), deren Analyse er der Völkerpsychologie zuschreibt.

[1]  Edgar Erdfelder,et al.  GPOWER: A general power analysis program , 1996 .

[2]  L. Festinger,et al.  Cognitive consequences of forced compliance. , 2011, Journal of abnormal psychology.