Verständlichkeit von Patientenschulungen in der orthopädischen Rehabilitation: Qualitative Erhebung bei Rehabilitanden und Schulungsleitern

Zusammenfassung Ziele der Studie: Wesentliche Voraussetzung für die Zielerreichung im Rahmen der Patientenschulung ist eine für die Patienten verständliche Gestaltung der Schulungen. Ziel der vorliegenden explorativen Studie ist es zu ermitteln, wie die Verständlichkeit von Patientenschulungen bzw. das patientenseitige Verständnis der Schulungsinhalte in der Routineversorgung der stationären orthopädischen Rehabilitation von Rehabilitanden und Schulungsleitern bewertet wird. Zudem soll untersucht werden, welche Faktoren als hinderlich bzw. förderlich für die Verständlichkeit von Patientenschulungen angesehen werden und welche Ideen und Wünsche beide Gruppen bezüglich einer verbesserten Verständlichkeit haben. Methodik: In 9 stationären Rehabilitationseinrichtungen wurden leitfadengestützte Fokusgruppen mit 50 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen oder Arthrose im Alter zwischen 22 und 71 Jahren (M=50,4, SD=9,4) und 35 Schulungsleitern im Alter zwischen 26 und 61 Jahren (M=44,9, SD=9,8) durchgeführt. Die qualitative Auswertung der Interviewtranskripte erfolgte nach dem inhaltsanalytischen Ansatz von Mayring mithilfe der Software Atlas.ti. Ergebnisse: Rehabilitanden und Schulungsleiter bewerten die Patientenschulungen überwiegend als gut verständlich. Förderliche Faktoren der Verständlichkeit werden vor allem im Einbezug von Patienten in die Schulungen gesehen. Patienten beschreiben mangelhafte (z. B. zu allgemeine/widersprüchliche) Informationen als hinderlich für die Verständlichkeit. Schulungsleiter thematisieren vor allem eine fehlende Motivation und Eigenverantwortung als Grund für mangelndes Verständnis der Inhalte auf Patientenseite. Die von beiden Gruppen genannten Ideen und Wünsche lassen sich den Themenbereichen Schulung (z. B. höherer Alltagsbezug der Schulungsinhalte), Schulungsleiter (z. B. Verbesserung der Schulungsleiterqualifikation), Informationen (z. B. mehr Informationen), Einbezug der Patienten (z. B. stärkere Berücksichtigung patientenseitiger Interessen), Organisation (z. B. kleinere Gruppen) sowie Zielklärung (z. B. Klärung von Erwartungen) zuordnen. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass in der Routineversorgung der orthopädischen Rehabilitation eine gute Verständlichkeit der Patientenschulungen erreicht wird und welche Aspekte zu einer guten Verständlichkeit beitragen. Die von Rehabilitanden und Schulungsleitern thematisierten hinderlichen Faktoren der Verständlichkeit liefern Hinweise auf ein mögliches weiteres Verbesserungspotenzial der Schulungen im Hinblick auf die Verständlichkeit.