Nutzenbewertung Vor dem Hintergrund begrenzter finanzieller Ressourcen sollte aus gesundheitspolitischen Gründen der Nutzen eines Screening-Programms in regelmäßigen Abständen bewertet werden; dabei sollte auch der Einfluss von Faktoren berücksichtigt werden, die möglicherweise zu einer Fehlinterpretation der Daten führen können. Intuitiv überschätzt wird die Wirksamkeit des Krebs-Screenings vor allem durch den Lead Time Bias. Dies bedeutet, dass die infolge des früheren Diagnosezeitpunkts verlängerte Überlebenszeit als Vorteil bewertet wird, obwohl – bei Fehlen einer wirksamen Frühtherapie – die Mortalitätsrate im Vergleich zur Situation ohne Früherkennung unverändert ist. Valide Aussagen zur Effektivität eines Screenings sind daher nur über einen Vergleich der Mortalitätsraten vor und nach Einführung der Früherkennung bzw. zwischen vergleichbaren Populationen mit und ohne Früherkennung möglich (Abb. 1). Der Nutzen einer Früherkennungsmaßnahme kann durch den Length Time Bias überschätzt werden; damit wird die Beobachtung beschrieben, dass bei regelmäßigen Untersuchungen durch das Screening im Durchschnitt eher langsam wachsende Tumoren aufgedeckt werden. Diese sind aber meist weniger aggressiv und haben eine günstigere Prognose als schnell progrediente Tumoren, die bereits innerhalb der üblichen Screening-Intervalle symptomatisch werden [2]. Krebs-Früherkennung
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