Welche Faktoren beeinflussen die privaten Zuzahlungen zu Gesundheitsleistungen im Alter? Ergebnisse einer Längsschnittstudie

Ziel der Studie: Private Zuzahlungen zu Gesundheitsleistungen machen in Deutschland einen betrachtlichen Anteil an den Gesamtgesundheitsausgaben aus. Insbesondere fur die altere Bevolkerung sind dabei krankheitsbedingte, soziodemografische und lebensstilbezogene Einflussfaktoren dieser Zuzahlungen bislang kaum untersucht. Ziel ist es daher, diese Einflussgrosen der Zuzahlungen im hoheren Alter in Deutschland im Langsschnitt zu analysieren. Methodik: Es wurden Daten von 2 Follow-Up-Wellen im Abstand von 3 Jahren einer grosen Kohortenstudie aus dem Saarland (ESTHER-Studie) verwendet, in der die Teilnehmer beim ersten Follow-Up zwischen 57 und 84 Jahre alt waren. In der ESTHER-Studie wurden umfassende gesundheitsokonomische Daten, darunter die individuellen Zuzahlungen fur die letzten 3 Monate, erfasst. Pradiktoren der Zuzahlungen wurden im Langsschnitt mithilfe von Fixed-Effects-Regressionen (FE) untersucht. Ergebnisse: Die gesamten individuellen Zuzahlungen fur drei Monate stiegen von durchschnittlich 119 auf 136 € pro Person. Die FE-Modelle ergaben, dass eine hohere Morbiditat nicht zu einer Erhohung der Zuzahlungen fuhrte. Daneben waren auch Veranderungen in soziodemografischen Merkmalen und Lebensstilfaktoren nicht mit signifikant veranderten Zuzahlungen verbunden. Lediglich die Befreiung von der gesetzlichen Zuzahlungspflicht beeinflusste die Zuzahlungen signifikant. Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu bisherigen Querschnittsanalysen fur Deutschland hangen in dieser Langsschnittstudie Zuzahlungen nicht mit Anderungen der Morbiditat oder dem Einkommen zusammen. Dies unterstreicht den komplexen Gegenstand der Zuzahlungen und die Notwendigkeit von Langsschnittanalysen, die mit gewissen Einschrankungen kausale Zusammenhange aufdecken konnen.