Einfluss von Temperatur und Vorverformung auf das plastische Werkstoffverhalten von modernen Karosseriestählen

Im einem gemeinsam von der Automobil‐ und Stahlindustrie durchgeführten Projekt wurde das plastische Werkstoffverhalten von 20 Stählen für Feinblech beschrieben. Im Einzelnen wurden Fließkurven im quasistatischen Zugversuch bei den Temperaturen ‐40 °C, 23 °C und 100 °C sowohl im Anlieferungszustand als auch in verschiedenen Vorverformungs‐ und Wärmebehandlungszuständen ermittelt. Des Weiteren führten Versuche im Rahmen der technologischen Blechprüfung zu Grenzformänderungsschaubildern sowie zu Tiefzieh‐Arbeitsbereichen und Grenzziehverhältnissen. Die Ergebnisse der Zugversuche offenbarten signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Stahlgruppen hinsichtlich ihres Verfestigungsverhaltens, das durch Verfestigungskurven und abgeleitete Kennwerte wie dem Streckgrenzenverhältnis Rp0,2/Rm oder dem ΘIV‐Wert beschrieben werden kann sowie deren Temperaturabhängigkeit. Das Projekt hat gezeigt, dass es innerhalb dieser definierten Stahlgruppen mit ähnlichem Verfestigungsverhalten grundsätzlich möglich erscheint, nur für wenige ausgewählte Zustände Fließkurven aufzunehmen und die Fließkurven von Stählen abweichender Festigkeit vorherzusagen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die kostengünstige Bereitstellung von Eingabegrößen für eine numerische Werkstoff‐ und Bauteilmodellierung.