Neue aspekte von musik und Humanismus im 15 Jahrhundert

Die Musikforschung diskutiert den Renaissancehumanismus in jeder Generation auf andere Weise. Kein Zweifel, dass die Diskussio heute gegen?ber den 1950er und 1960er Jahren an Dichte und Breite verloren hat. Das mag unvermeidlich sein, wenn alles wesentliche schon gesagt ist, doch befinden wir uns nicht in einer so vorteilhaften Situation. Es scheint vielmehr, als h?tten sich Vorverst?ndnisse breitgemacht, denen man nicht mehr recht zu entgegnen wagt. Bedeutende Fragenkomplexe wurden mit nur provisorischen Antworten versehen und sind seitdem liegengeblieben. Dazu geh?rt die communis opinio, dass die Beziehung zwischen Musik und Humanismus im 16. Jahrhundert engerund geschichtlich relevanter gewesen sei als im 15. Jahrhundert.1 Eine befriedigende Erkl?rung f?r diese Beobachtung ist von der Musikwissenschaft noch nicht bereitgestellt worden. Im 15. Jahrhundert k?nnte der Humanismus zumindest in Italien eine motivierende Rolle f?r die Musik gespielt haben, doch spricht in diesem Fall die Forschung seit den 1960er Jahren viel mehr von kultureller Trennung und von Gegens?tzen, jedenfalls was die schriftlich tradierte Musik betrifft.2 Bez?glich der musikalischen ?sthetik hat man sich gew?hnt, dem mittelalterlichen Musikverst?ndnis, das auf dem numerus basiere, ein renaissancehaftes entgegenzustellen, f?r das die humanistische Rhetorik entscheidend sei; der Durchbruch der letzteren wird um 1500 angesetzt, wesentlich sp?ter als in der Literatur.3 Der Renaissancehumanismus insgesamt hat sich von Italien aus ?ber andere