Zur Frühgeschichte der Laienanalyse. Strukturen eines Kernkonflikts der Freud-Schule

Langst bevor der Konflikt um die Frage der Laienanalyse in der zweiten Halfte der zwanziger Jahre eskalierte, hatten sich seine Strukturen innerhalb der jungen psychoanalytischen Bewegung herausgebildet. Wie der Autor anhand von teils unbekanntem historischen Material zeigt, hangt dieser Konflikt mit einem soziologischen »Konstruktionsfehler« der Psychoanalyse zusammen. Wahrend Freud seit der »Traumdeutung«Traumdeutung darauf pochte, das die von ihm entwickelte neue Psychologie eine Grundlagenwissenschaft sei (deren naturlicher sozialer Ort die Universitat gewesen ware), blieb die Psychoanalyse in den Jahrzehnten ihres Aufstiegs und lange daruber hinaus faktisch an die therapeutische, zumeist an die nervenarztliche Privatpraxis gebunden. Damit war Freuds Vision von einer vor allem von der Medizin unabhangigen Profession konterkariert. Freilich nimmt Schroter an, das die Subsumtion der Psychoanalyse unter die Medizin, wie sie seit Beginn der zwanziger Jahre in erster Linie von Karl Abraham an der Berliner Poliklinik betrieben wurde, langfristig das Uberleben der Psychoanalyse gesichert hat.