Freuds Komitee 1912–1914. Ein Beitrag zum Verständnis psychoanalytischer Gruppenbildung

Auf der Basis einer erweiterten Quellenlage rekonstruiert der Autor die Voraussetzungen und Umstande, die im Jahre 1912 zur Grundung dessen fuhrte, was in der Freud-Literatur als »Geheimes Komitee« Karriere gemacht hat. Schroters soziologischer Blick erlaubt es, die Mechanismen durchsichtig zu machen, die es Freud in dem schwelenden Konflikt mit Jung ermoglichten, eine »Palastrevolution« zu inszenieren, die dazu fuhrte, das der Inhaber der institutionellen Macht – Jung als Prasident der IPV und als Redakteur des »Jahrbuchs fur psychoanalytische und psychopathologische Forschungen« – von der Wiener Gruppe um Freud entthront wurde und letztere als informelles geheimes Gremium, das fur das Interesse Freuds an der Uberlebensfahigkeit seines Werkes stand, die Macht an sich zog, ohne das Freud selber und direkt »regieren« muste. Zugleich zeigt der Autor, das die Differenzen zwischen Wien und Zurich auch aus den jeweiligen lokalen und historischen Besonderheiten zu verstehen sind : Reprasentierten Freud und Wien ein monarchisches Verstandnis von Macht, in dem diese zwar delegiert, aber nicht abgegeben und geteilt wird, so reprasentierten Jung und Zurich ein burgerlich-liberales Machtverstandnis demokratischer Pragung, welches sich einer alten stadtrepublikanischen Schweizer Tradition verdankt.