Abhängigkeitserkrankungen und Psychosen: Erkenntnisse und Kontroversen in Vorbereitung auf neue Klassifikationssysteme

Alkohol- und substanzmittelassoziierte Storungen, insbesondere Abhangigkeitserkrankungen gehoren zu den haufigsten komorbiden Storungen bei schizophrenen und bipolaren Psychosen. Diese komorbiden Storungen haben signifikanten Einfluss auf die Schwere der Erkrankung und deren Prognose. Verschiedene Erklarungsmodelle wurden vorgeschlagen, dieses uberzufallig haufige Auftreten der beiden Erkrankungsbilder zu erklaren. Darunter zahlen die „Selbstmedikationshypothese“, das Konzept der „substanzinduzierten Storungen“ und die Vorstellung einer gemeinsamen biologischen Ursache. Forschungsergebnisse zu diesen Hypothesen sind aber sehr uneinheitlich, teilweise sogar widerspruchlich und kontrovers. Ziel des Artikels ist es, den aktuellen Forschungsstand zu diesen drei theoretischen Konzepten der Komorbiditat von Sucht und Psychose zusammenzufassen, Kontroversen aufzuzeigen und die Konsequenzen dieser Ergebnisse fur zukunftige Klassifikationssysteme zu diskutieren.