Digitale Wörterbücher als Hypertexte: Zur Nutzung des Hypertextkonzepts in der Lexikographie

„Alles Menschenwerk ist unvollkommen. Zu den unvollkommensten Erzeugnissen des Menschen gehoren aber unstreitig die Worterbucher“. So beginnt ein Aufsatz, der 1910 unter dem Titel „Worterbucher der Zukunft“ in der germanisch-romanischen Monatszeitschrift erschienen ist (Tiktin (1910, 243)). Der Autor kritisiert darin sehr uberzeugend die Unzulanglichkeiten der seinerzeit verfugbaren Worterbucher und entwirft Konzepte zu deren Verbesserung: Bilder und Illustrationen sollen die Bedeutungserlauterungen anschaulicher und verstandlicher machen. Sinngemas Zusammengehoriges soll auch raumlich beieinander stehen, z.B. sollen bei Nahrungsmitteln alle regional verschiedenen Bezeichnungen aufgefuhrt werden, die Teile eines Ganzen sollen unter der Bezeichung fur das Ganze zu finden sein. Jede lexikalische Einheit soll bei all den Wortgruppen verzeichnet werden, zu denen sie ihrer Bedeutung nach gehort, sodass man sowohl vom Wort zum Begriff als auch vom Begriff zum Wort gelangen kann. Das Ansinnen, ein kleiner Kreis von Philologen konne fur alle Wortschatzbereiche adaquate Bedeutungserlauterungen erstellen, halt Tiktin fur ein „Ding der Unmoglichkeit“ und empfiehlt deshalb, „das segensreiche Prinzip der Arbeitsteilung“ auch fur die Lexikographie nutzbar zu machen und fachbezogenen Wortschatz von Lexikographen beschreiben zu lassen, die sich im jeweiligen Fachgebiet auskennen (Tiktin (1910, 248)).

[1]  Plädoyer für eine moderne korpusbasierte deutsche Wortschatzforschung , 1997 .

[2]  Jay David Bolter,et al.  Writing Space: the Computer, Hypertext, and the History of Writing , 1990 .

[3]  Erhard W. Hinrichs,et al.  Korpusunterstützte Entwicklung lexikalischer Wissensbasen , 1993 .

[4]  Christiane Fellbaum,et al.  Book Reviews: WordNet: An Electronic Lexical Database , 1999, CL.

[5]  John M. Slatin Composing Hypertext: discussion for writing teachers , 1991 .

[6]  Helmut Feldweg Wörterbücher und neue Medien: Alter Wein in neuen Schläuchen? , 1997 .

[7]  R. Kuhlen Hypertext : ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank , 1991 .

[8]  Ulrich Schmitz,et al.  Schriftliche Texte in multimedialen Kontexten , 1997 .

[9]  Lothar Hoffmann,et al.  Datendistributionsstrukturen, Makro- und Mikrostrukturen in neueren Fachwörterbüchern Distribution of data, macro- and microstructures in modern specialized dictionaries , 1998 .

[10]  Herbert Ernst Wiegand,et al.  Nachdenken über Wörterbücher , 1977 .

[11]  Helmut Feldweg,et al.  GermaNet - a Lexical-Semantic Net for German , 1997 .

[12]  Ingrid Lemberg,et al.  Der Weg des Deutschen Rechtswörterbuchs in das Internet , 1998 .

[13]  L. Lemnitzer,et al.  Was ist eigentlich ein Verweis? : Konzeptionelle Datenmodellierung als Voraussetzung computergestützter Verweisbehandlung , 1988 .

[14]  Theodor Holm Nelson As we will think , 1991 .

[15]  E. Briscoe,et al.  Utilising the LDOCE grammar codes , 1989 .

[16]  R. Raymond Darrell,et al.  Hypertext and the Oxford English dictionary , 1988 .