Zur Begründung der Kristalloptik

1. Stand der dynamischen Theorie der Köntgeninterferenzen und Formulierung des noch unerledigten Problems. Für die Röntgeninterferenzen im Raumgitter eines Kristalls werden wohl allgemein 3 Stufen der Entwicklung anerkannt: einein den Grundlagen g e o m e t r i s c h e Überlegung über die Richtungen der Interferenzmaxima, die nur die Wegunterschiede der einzelnen Strahlen im Kristall benutzt; eine k i n e m a t i s c h e Theorie, die zwar die elementaren Kugelwellen summiert und dadurch zu feineren, an der Existenz der Nebenmaxima der Beugung hängenden Erscheinungen fortschreitet, in der jedoch die Erregung der Streuzentren des Kristalls durch den überragend stark gedachten Primärstrahl festgelegt wird ohne die Rückwirkung des Interferenzfeldes auf die Streuzentren, d.h. die Wechselwirkung der Interferenzstrahlen miteinander, zuzulassen; schließlich die sog. d y n a m i s c h e T h e o r i e , die nach dem Muster der optischen Dispersionstheorie die Ausbreitung eines r ö n t g e n o p t i s c h e n I n t e r f e r e n z f e l d e s untersucht und dafür die Bedingung aufstellt, die die volle Wechselwirkung der Interferenzstrahlen untereinander (vermittels der Vielfachanregung der Streuzentren) dynamisch und energetisch möglich macht. Die g e o m e t r i s c h e T h e o r i e ist die Grundlage für die weiteren Schritte. In ihr werden die Indizierung der Interferenzen und die Darstellung im reziproken Gitter eingeführt, die bei den nächsten Stufen benutzt werden.