Über die Grenzen der Einsicht im Computerwesen

Grenzen sind heute nur noch bedingt scharfe Linien; immer mehr sind sie Ubergange mit Grauzonen oder mit allmahlicher Transformation. Mitunter mus man Grenzen als Gebiete verstehen, in denen man einen Aspekt nur im Tausch gegen einen anderen verbessern kann. Das kommt von der Verfeinerung unserer Beobachtung und Einsicht, von der Klein-heit unserer Vorrichtungen in Raum und Zeit. Von den harten Grenzen hatte man sich noch jene abschliesende perfekte Erkenntnis und Ordnung versprochen, welche der Physik und der Technik eine gewisse Uberheb-lichkeit suggerierten. Die weichen Grenzen geben uns das Bewustsein von Unzulanglichkeit und Unterinformiertheit zuruck, welches im vortechnischen Zeitalter fur normal angesehen wurde und nun, am Ende des 20. Jahrhunderts, zu Bescheidenheit und Besinnung mahnt. Das hat nichts mit Kulturpessimismus zu tun oder mit einer Verteufelung der Technik, welche vorwiegend von Leuten betrieben wird, die wenig Einsicht haben und unreflektierten Gebrauch von der Technik machen. Noch vor zwanzig Jahren war es ein wirksamer Scherz, den technischen Direktor einer grosen Gluhlampenfirma nach den Planen fur eine allge-meine Alpenbeleuchtung zu fragen — heute klange es nach den ublichen Ubertreibungen eines grunen Parteiblatts. Die Alpen lassen sich so wenig ausleuchten wie ein technisch-wissenschaftliches Gelande. Selbst die Informatik, ein Fachgebiet auf solidester logischer Basis, hat ihre Dunkelbezirke, und es ist eine ebenso legale wie nutzliche Aufgabe, sich mit den Grenzen der Einsicht in ihren Bereichen aus-einanderzusetzen.