Urosepsis beim geriatrischen Patienten

Zusammenfassung Die demografische Entwicklung führt zu einem Anstieg des Anteils alter Patienten in den Krankenhäusern aller Versorgungsstufen. Dies stellt besondere Herausforderungen an die medizinische Versorgung und das Management dieser Patienten. Durch Immunseneszenz und Multimorbidität sind sie besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Infektionen der ableitenden Harnwege reichen von der „einfachen“ Zystitis über eine Pyelonephritis bis hin zur lebensbedrohlichen Urosepsis und sind mit rund 25% die zweithäufigste Infektionsform bei geriatrischen Patienten. Die Diagnosestellung ist oftmals schwierig da nicht immer typische Symptome auftreten. Die Urosepsis, eine hyperaktive und unkontrollierte Immunreaktion des Organismus aufgrund einer exogenen Schädigung basiert auf einer bakteriellen Infektion des Urogenitaltraktes. Begünstigende Risikokonstellationen sind Harnabflussstörungen, immunsuppressive Medikation, Diabetes mellitus, maligne Tumoren sowie Nieren- oder Prostataprozesse. Bei der komplizierten Urosepsis liegt zusätzlich eine strukturelle oder funktionelle Abnormität im Urogenitaltrakt vor, einschließlich Ureterobstruktionen. Als Risikofaktoren sind Harninkontinenz, Blasendauerkatheter, eine Hydronphrose oder Uretersteine anzusehen. Diabetes mellitus Patienten haben ein höheres Risiko eine Urosepsis zu erleiden. Bei der Diagnostik ist zu beachten, dass beim alten Patienten ist zu berücksichtigen, dass die klassischen Symptome aufgrund der Multimorbidität überlagert sein können oder die septische Enzephalopathie mit der akuten Verwirrtheit (Delir) möglicherweise das einzige Symptom ist. Die Körpergrundtemperatur ist beim alten Patienten niedriger und steigt bei einer Infektion nicht zwangsläufig auf 38°Celsius oder mehr an. Bei Patienten über 75 Jahre mit dem Verdacht auf eine Sepsis ist schon bei einer erhöhten Temperatur von 37,4°Celcius von Fieber auszugehen. Die wesentliche Therapie der Urosepsis beruht auf der Fokus-Sanierung, der antimikrobiellen Therapie, der Kreislaufstabilisierung und dem Ersatz ausgefallener Organfunktionen. Für die initiale empirische antimikrobielle Therapie kommen, in Abhängigkeit von der örtlichen Resistenzlage, Acylaminopenicilline mit Beta-Lactamase-Inhibitor Aktivität (z. B. Piperacillin/Combactam oder Tazobactam oder Cephalosporine der Gruppe 3 (z. B. Cefotaxim) zum Einsatz. Alternativ bei Unverträglichkeit Fluorchinolone mit hoher Urinausscheidung oder ein Carbapenem. Auch multiresistente Erreger (MRE) haben für die Urosepsis eine Bedeutung und erfordern eine initiale adäquate antimikrobielle Therapie. Geriatrische Patienten sind durch ihre Multimorbidität besonders gefährdet schwere Verläufe bei Infektionserkrankungen zu erleiden. Durch die frühzeitige Identifikation der Patienten die ein hohes Risiko haben eine Urosepsis zu entwickeln und mit fachkompetenter Begleitung der Patienten auf der Intensivstation kann der Geriater den intensivmedizinisch tätigen Kollegen unterstützen. Die frühzeitige geriatrische Akutrehabilitation kann den intensivmedizinischen Behandlungserfolg nachhaltig sichern. Dies erfordert von allen Beteiligten den interdisziplinären und interprofessionellen Dialog.

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