Evaluation in der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik - Systematisierung nach Erkenntnisziel und Gestaltungsziel

Die gestaltungsorientierte Wirtschaftsinformatik verfolgt sowohl Erkenntnisziele (Verstandnis gegebener Sachverhalte) als auch Gestaltungsziele (Veranderung bestehender und Schaffung neuer Sachverhalte). Um dem Wunsch nach Anwendbarkeit und Generalisierbarkeit der Forschungsergebnisse Rechnung zu tragen, wird gefordert, die konstruierten Artefakte, welche aus der Erreichung von Gestaltungszielen resultieren, zu evaluieren. Die fur die Evaluation existierenden Ordnungsrahmen und Methoden differenzieren derzeit jedoch nicht hinsichtlich des Bezugspunkts der Evaluation. Als Bezugspunkt kann entweder ein Ausschnitt der Realwelt oder eine Abstraktion dieses Ausschnitts im Sinne einer identifizierten Forschungslucke dienen. In diesem Diskussionsbeitrag wird dargelegt, warum diese Unterscheidung jedoch notwendig ware: Es gilt, sowohl die Korrektheit der identifizierten Forschungslucke als auch die Gultigkeit der Konstruktion an sich zu bewerten. Fur die Evaluation lassen sich demzufolge zwei grundsatzliche Ansatze unterscheiden, die in diesem Beitrag als Evaluation gegenuber der identifizierten Forschungslucke und als Evaluation gegenuber der Realwelt bezeichnet werden. Des Weiteren wird untersucht, welche Evaluationsmethoden in vier beispielhaft ausgewahlten Publikationen zum Einsatz kommen und ob die Evaluation in diesen Beispielen gegenuber der Forschungslucke und/oder der Realwelt erfolgt. Dabei stellt sich heraus, dass die Evaluation in der Mehrzahl der untersuchten Falle ausschliesslich gegenuber der identifizierten Forschungslucke erfolgt.