Natur und Technik

Paul Crutzen (2002) hat die Eingriffstiefe der Menschheit in die Atmo-, Hydro-, Kryo- und vor allem Biosphare, d. h. in die Naturausstattung des Planeten, in eine erdgeschichtliche Perspektive geruckt. Die heutige Menschheit beeinflusst den geookologischen Gesamtzustand des Planeten und damit auch die Evolution anderer Spezies. Crutzen pragte fur diese Situation den Ausdruck ›Anthropozan‹. Ob das Anthropozan ein wirkliches Erdzeitalter oder nur eine Periode innerhalb des Holozans ist, sei dahingestellt. In ethischer Perspektive ist wichtiger, dass der Terminus ›Anthropozan‹ fur uns Menschen keine neutrale Bezeichnung (wie ›Perm‹ oder ›Kambrium‹) sein kann, da er sich nicht auf ein Naturschauspiel, sondern auf beurteilbare menschliche Praktiken bezieht und uns darauf hinweist, in welche Rolle die Menschheit, verstanden als Gesamtheit aller Menschen, ›objektiv‹ hineingewachsen ist. Geht man davon aus, dass wir Menschen uns selbst als handlungs-, entscheidungs-, verantwortungs-, und moralfahige Wesen, d. h. als freie Personen zu denken genotigt sind, stellt sich die Grundsituation im Anthropozan folgendermasen dar: Eine der Anzahl nach dramatisch angewachsene und technisch hochgerustete Menschheit tragt unabweisbar ein hohes Mas an Verantwortung fur die zukunftige Fortentwicklung ihrer selbst als einer absehbar wohl irreversibel globalisierten Zivilisation und fur den Fortbestand vieler der ubrigen Spezies und ihrer Habitate.