Steigende Energiepreise, Risiken der Versorgungssicherheit und die mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe einhergehenden Kohlendioxidemissionen haben alternative Energietrager verstarkt in die offentliche Diskussion gebracht. Insbesondere der Transportsektor ist stark von einem ausreichenden Erdolangebot abhangig und der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen nimmt kontinuierlich zu. Der Einsatz von Biokraftstoffen bietet die Moglichkeit, dieses Wachstum etwas zu bremsen und damit einen Beitrag zur Erreichung klima- und energiepolitischer Ziele zu leisten. Auserdem soll die Forderung von Biokraftstoffen die heimische Agrarwirtschaft unterstutzen. In Deutschland wird bisher insbesondere Biodiesel produziert, der vor allem aus Rapsol gewonnen wird. Aber auch die Verwendung von Bioethanol, produziert aus Zucker oder Starke, ist moglich. Allerdings ist die Produktion aus heimischen Rohstoffen international und auch im Vergleich mit fossilen Kraftstoffen nicht wettbewerbsfahig. Produktion und Absatz von Biokraftstoffen werden auf allen Stufen der Wertschopfungskette gefordert oder vor internationaler Konkurrenz geschutzt. Die Produktion von Energiepflanzen wird durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und die Errichtung von Anlagen zur Konversion der Energiepflanzen in Biokraftstoffe durch Investitionsbeihilfen unterstutzt. Der entscheidende wirtschaftspolitische Faktor fur die Markteinfuhrung von Biokraftstoffen war allerdings die vollstandige Mineralolsteuerbefreiung von Biokraftstoffen in Deutschland. Diese Forderung fuhrte zu einem Ausgleich des Kostennachteils von Biokraftstoffen gegenuber fossilen Brennstoffen, aber auch zu Mindereinnahmen bei der Mineralolsteuer von bis zu 1 Mrd. Euro in 2005. Unter klimapolitischen Aspekten ist der Einsatz von Biokraftstoffen zwar eine Moglichkeit, Treibhausgasemissionen im Transportsektor einzusparen. Die Treibhausgasvermeidungskosten beim Einsatz von in Deutschland produzierten Biokraftstoffen liegen zwischen 150 und 400 Euro je Tonne CO2-Aquivalente und damit deutlich uber den Vermeidungskosten alternativer klimapolitischer Masnahmen. Daher stellen Biokraftstoffe keine effiziente klimapolitische Option dar. Das Ziel der Forderung von Einkommen und Beschaftigung in der Landwirtschaft ist kaum zu erreichen, da es im Widerspruch zu klima- und energiepolitischen Zielen steht. Mit steigenden Preisen fur die landwirtschaftlichen Rohstoffe und damit steigendem Einkommen in der Landwirtschaft verlieren die Biokraftstoffe weiter an Wettbewerbsfahigkeit. Zusatzliche Beschaftigung in der Landwirtschaft wurde lediglich bei einer in Deutschland nur sehr schwer umzusetzenden deutlichen Ausdehnung der Ackerflachen entstehen. Zusatzliches Potential der Biokraftstoffe besteht jedoch durch die Einfuhrung neuer Technologien, die mithilfe einer verbreiterten Rohstoffbasis gunstigere Energie- und Treibhausgasbilanzen aufweisen, indem sie auf eine Ganzpflanzenverwertung und auch die Verwertung von Rest- und Abfallstoffen setzen. Allerdings sind die technischen Voraussetzungen fur den Betrieb von Grosanlagen und die Produktionskosten der Biokraftstoffe noch nicht endgultig geklart.
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