Einsatz von Computertomographie in der Reverse-Engineering-Technologie

Kurzfassung Unter vollständigem Reverse-Engineering (RE) versteht man die physische Rekonstruktion eines Bauteils ohne Kenntnis seiner Konstruktionsdaten. Am Anfang einer vollständigen Reverse-Engineering-Prozesskette steht das Originalbauteil, am Ende seine physische Kopie. Sollen auch innere Bauteilgeometrien erfasst werden, ist Computertomographie (CT) mit Röntgenstrahlen ein wesentlicher Bestandteil dieser Prozesskette. In diesem Beitrag wird am Beispiel eines Zylinderkopfes — einer historischen Motorkomponente eines Horch 853 Automobils von 1935—37 — eine vollständige RE-Prozesskette dargestellt und der Einfluss der verschiedenen Prozessschritte auf die Rekonstruktion des Originalteils untersucht. Die Prozesskette besteht aus der Bestimmung von äußeren und inneren Geometrien durch optische und CT-Messtechnik, der Verschmelzung der Ausgangsmessdaten zu einem einzigen Multisensordatensatz und dem Erstellen des virtuellen Modells, d.h. eines geeigneten Konstruktionsdatensatzes als Ausgangsbasis für die Fertigung der Bauteilkopien. Die Fertigung baut hier auf weiteren abgeleiteten Datensätzen auf, die gießtechnische sowie Bearbeitungsmodifikationen enthalten. Durch die notwendige Adaption an moderne Fertigungstechniken beinhaltet die Rekonstruktion eines historischen Bauteils immer auch eine partielle Umkonstruktion. Der originale Zylinderkopf diente als Vorlage für ein virtuelles Modell, von dem mehrere Kopien aus unterschiedlichen Materialien (Grauguss, Aluminium) angefertigt wurden. Der Beitrag stellt die angewandte, optimierte Prozesskette dar.