Bionomie und Verbreitung der autochthonen Fiebermücke Anopheles plumbeus (Culicidae) und ihrer Vektorkompetenz für Plasmodium falciparum, Erreger der Malaria tropica

In der letzten Dekade wurden in Deutschland jahrlich bis ca. 1000 allochthon erworbene Malariafalle registriert, von denen etwa 70 % durch Plasmodium falciparum hervorgerufen wurden. Basierend auf der sich ausdehnenden Verbreitung von Anopheles plumbeus wurde ihre Bionomie sowie ihre Vektorkompetenz fur Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, untersucht. Anopheles plumbeus - eine Fiebermucke, die ursprunglich in Baumhohlen brutet, besiedelt in zunehmendem Mase nicht mehr intensiv genutzte Gullegruben. Nach 3 bis 5 Jahren konnen Larvendichten bis zu 1.800 Individuen pro dm2 erreicht werden. Aufgrund ihres aggressiven Stechverhaltens kommt es dann zu erheblichen Einschrankungen in der Freizeitnutzung der Anwohner. Da die Mucke weder stenogam noch autogen ist, kann sie nicht in geschlossenen Systemen uberleben. So kann, vor dem entwicklungsbedingten Ausfliegen der Mucken, durch ein simples Verschliesen der Brutstatte die darin lebende Population ausgeloscht werden. Auch die in Gruben vorkommenden Populationen halten, wie die in Baumhohlen brutenden Mucken, strikt eine jahreszeitlich gesteuerte Entwicklungsperiodik ein. Erstmalig konnte ihre Kalte- und Frostresistenz bis -20° C gezeigt werden - eine Eigenschaft, die das Uberleben in den Waldern der Bergregionen erst ermoglicht. Die erfolgreiche Etablierung eines in vitro-Kultivierungssystems fur P. falciparum, in Verbindung mit dem Aufbau des Membran-Infektionsmodells, bildete die Grundlage fur Untersuchungen zur Vektorkompetenz von An. plumbeus. Im Vorfeld wurde mit Hilfe von Infektionsversuchen an An. stephensi die Effektivitat beider Systeme stetig verbessert. Unter Laborbedingungen konnten An. plumbeus-Weibchen sowohl aus Baumhohlenvorkommen wie auch aus Grubenpopulationen erfolgreich mit dem P. falciparum-Stamm NF54 infiziert werden. Erstmalig konnte dabei mit dem Nachweis von Sporozoiten in den Speicheldrusen die Vollendung des Entwicklungszykluses von P. falciparum in An. plumbeus aus naturlichen wie auch aus anthropogenen Brutstatten bewiesen werden. Die Befunde dieser Studie zur Bionomie, Verbreitung und Vektorkompetenz der einheimischen Stechmucke stellen somit eine wichtige Grundlage zur Bewertung des Malaria-Risikos durch Ubertragung autochthoner Anophelinen in Zentraleuropa dar.