Projektion des Bedarfs an hausärztlicher Versorgung auf Gemeindeebene

Hintergrund: In den nachsten 8 Jahren werden in Baden-Wurttemberg voraussichtlich rund 2 000 Hausarzte einen Nachfolger suchen. Sowohl die Zahlen der letzten Jahre bezuglich Facharztanerkennungen als auch der zunehmende Wunsch nachruckender Hausarzte im Angestelltenverhaltnis oder in einer Kooperationsform zu arbeiten, lassen erkennen, dass rund 500 Praxisstandorte zukunftig nicht erhalten bleiben werden. Ziel der vorliegenden Studie war es, beispielhaft anhand eines Landkreises eine Projektion des Bedarfs an hausarztlicher Versorgung auf Gemeindeebene zu erarbeiten, um Praxisstandorte gezielt fordern zu konnen. Methode: Es wurde beispielhaft fur den baden-wurttembergischen Landkreis Rottweil mit seinen 21 Gemeinden eine gemeindebezogene Bevolkerungsprognose auf Basis aktueller Geburts- und Sterbewahrscheinlichkeiten durchgefuhrt. Aus der projizierten Bevolkerungsstruktur wurde der Bedarf an hausarztlicher Versorgung im Jahr 2023 unter der Pramisse der Bewahrung gegenwartiger alters- und geschlechtsbezogener Arztkontaktzahlen abgeleitet. Das zu erwartende Defizit bzw. der Uberschuss an Hausarzten auf Gemeindeebene wurde als Differenz zwischen erwartetem Bedarf und der Zahl altersbedingt nicht neu zu besetzender Hausarztstellen ermittelt. Ergebnisse: Der demografische Wandel sorgt im Jahr 2023 trotz einer insgesamt kleiner werdenden Bevolkerung bei gleichen alters- und geschlechtsbezogenen Arztkontaktzahlen fur einen geringfugig erhohten Bedarf an hausarztlicher Versorgung von 0,6 Hausarzten. Deutlich starker fallt hingegen das voraussichtliche altersbedingte Ausscheiden von bis zu 32 Hausarzten (37%) ins Gewicht. In 5 Gemeinden zusatzlich zu aktuell 4 Gemeinden, wurde es bei ausbleibender Neubesetzung in 10 Jahren keinen Hausarzt mehr geben. Schlussfolgerung: Gemeinden, die unter Berucksichtigung der demografischen Entwicklung und Altersstruktur der Arzte ein erhohtes Risiko haben, zukunftig Hausarzte nachbesetzen zu mussen, konnen mit dem hier beschriebenen und angewendeten Verfahren identifiziert werden, um gezielt gemeindeubergreifende Versorgungsmodelle zu implementieren.