In der betriebswirtschaftlichen Literatur zu virtuellen Unternehmen wird gemeinhin implizit angenommen, das solche interorganisationalen Kooperationsnetzwerke nicht durch planerische Uberlegungen zur systematischen Identifikation und Erschliesung von Erfolgspotentialen i. S. der fur konventionelle Unternehmen entwickelten Idee eines strategischen Managements entstehen. Vielmehr wird unterstellt, das virtuelle Unternehmen uber dezentrale Selbstorganisationsmechanismen „erzeugt“ werden.
In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, das wichtige Voraussetzungen fur die Genese virtueller Unternehmen im Wege der Selbstorganisation (vollstandige Information, Kompatibilitat, Disponibilitat, Singularitat) nicht zutreffen. Folglich sind alternative Managementansatze zur Losung des Problems zu diskutieren, wie eine planerische Konfiguration von virtuellen Unternehmen unter Beachtung von temporaren Marktchancen und von Kernkompetenzen potentieller Netzwerkpartner initiiert und gegebenenfalls im Verlauf der Existenz eines solchen Unternehmens angepast werden kann.
Eine derartige Moglichkeit zur Wahrnehmung strategischer Managementfunktionen fur virtuelle Unternehmen ist das Auftreten eines neuen Unternehmenstyps, der hier als „Integrator“ bezeichnet wird. Integratoren bringen als unterstutzende Wertaktivitat in virtuellen Unternehmen ihre Fahigkeit zur Bildung und Integration von dynamischen Unternehmensnetzwerken ein, wobei sich die Art ihrer Wertbeitrage in Abhangigkeit von der Lebenszyklusphase, in der sich ein virtuelles Unternehmen gerade befindet, verandert.
Es lassen sich drei Typen von Integratoren in virtuellen Unternehmen unterscheiden, die wir als „Unternehmer“, „Geschaftsvermittler“ und „Opportunist“ etikettieren. Die Relevanz der Integrator-Typen fur einzelne Partner hangt von der Anwendungsbreite der Kernkompetenz des jeweiligen Partnerunternehmens sowie der Relevanz dieser Kompetenz fur den Wettbewerbserfolg virtueller Unternehmen ab.
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